Die Entscheidung des Freilichtmuseums Hessenpark im Taunus, Flüchtlingen und ihren Betreuern freien Eintritt zu gewähren, hat für zahlreiche Hassmails, Telefonanrufe und negative Bewertungen im Internet geführt. Die Aufsichtsratsvorsitzende des Parks, die hessische Finanzstaatssekretärin Bernadette Weyland (CDU) und weitere Vertreter aus der Politik verteidigten am Samstag die Entscheidung vom September vergangenen Jahres.
Der freie Eintritt sei ein Beitrag zur Integration, sagte Weyland bei einem Besuch im Hessenpark in Neu-Anspach. "Angemeldeten, von Betreuern begleiteten Flüchtlingen den kostenlosen Eintritt zu ermöglichen, bleibt daher für mich eine richtige Entscheidung." Man könne darüber diskutieren, aber es dürfe nicht sein, "dass der Hessenpark und seine Mitarbeiter beleidigenden Äußerungen und Anfeindungen ausgesetzt werden", betonte die Aufsichtsrats-Chefin.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende im hessischen Landtag, Thorsten Schäfer-Gümbel, sagte, die Regelung biete die Chance, dass Flüchtlinge Einblick in die Kultur und die Geschichte Hessens erhalten könnten. "Stimmung zu machen gegen Menschen, die vor Krieg, Vertreibung und Verfolgung bei uns Schutz suchen, ist nicht hinnehmbar."
Dass Flüchtlinge als einzige Gruppe gratis in das Freilichtmuseum dürfen, während Sozialhilfeempfänger etwa 2,50 Euro oder Menschen mit Behinderung vier Euro bezahlen müssen, hatte vor rund einer Woche einen Shitstorm ausgelöst. Anlass war offenbar das Foto einer Preisliste im Internet mit dem Kommentar "Diskriminierung gegen uns Deutsche".
Nach Angaben des Museums haben von Juni 2015 bis zu diesem Monat 244 Flüchtlinge in Gruppen mit Begleitpersonen den Hessenpark besucht. Insgesamt hätten sich im vergangenen Jahr mehr als 200.000 Menschen in dem Freilichtmuseum über historische Gebäude, alte Haustierrassen, traditionelle Handwerks- und Hauswirtschaftstechniken sowie Festtagsbräuche informiert.