Wie der Fachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge am Montag in Berlin mitteilte, sind im ersten Halbjahr 2015 bereits 3.375 Asyl-Erstanträge gestellt worden. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 4.398 Asyl-Erstanträge. Damit wird auch nach Einschätzung des Verbandes die Zahl von Kindern und Jugendlichen zunehmen, die nach ihrer Flucht von den kommunalen Jugendämtern in Obhut genommen werden müssen.
Im vergangenen Jahr kamen nach den Angaben über 10.400 unbegleitete Minderjährige in staatliche Fürsorge. Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg und Rheinland-Pfalz wiesen dabei besonders hohe Zuwächse von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf. Die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie das Saarland und Hessen nahmen laut Fachverband im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung besonders viele unbegleitete Minderjährige auf.
Die meisten Minderjährigen kommen wie in den Vorjahren aus Afghanistan, Syrien, Somalia und Eritrea. Diese Länder haben eine sehr hohe Schutzquote im Asylverfahren. Deshalb rechnet der Verband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge damit, dass die meisten von ihnen dauerhaft in Deutschland bleiben werden.
92 Prozent der minderjährigen Flüchtlinge, die von den Jugendämtern in Obhut genommen werden, sind männlich. "Es ist zu befürchten, dass Mädchen auf der Flucht besonders gefährdet sind und es nicht schaffen, alleine nach Europa zu gelangen", schließt Niels Espenhorst vom Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge daraus.