Greuther Fürth, die FDP und Herbert Grönemeyer

Greuther Fürth, die FDP und Herbert Grönemeyer

"Die Leute, die Kultur und Kirche zusammendenken, sind wie Greuther Fürth in der Bundesliga: leidenschaftlich, kämpferisch, ein prima Team – aber auch ein kleiner Verein, der am Ende 34 Saisonspiele 'knapp' verliert." Das sagt der Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky. Er führt in die Veranstaltung "Eckstein oder Orchidee" in der Kulturkirche Sankt Katharinen ein. Auf ihr soll das Konzept eben von Kulturkirchen diskutiert werden. Es wird aber ganz schnell auch ein Gespräch über das Verhältnis von Kultur und Kirche überhaupt. "Greuther Fürth ist mir auf jeden Fall lieber als Bayern München!" greift Petra Bahr das Thema wieder auf. Sie ist Kulturbeauftragte der EKD. Und bald fallen weitere starke Sätze. Petra Bahr ist es zum Beispiel wichtig, mit der kulturellen Arbeit nicht nur ein "restbürgerliches Klientel" zu erreichen: "Kulturkirchen sind nicht die FDP des Protestantismus." Besonders zuwider ist ihr die um sich greifende "Projektitis". Denken in Projekten sei einfach ein schludriger Umgang mit Kultur. In Kirchendingen wäre eine solche Projekthaftigkeit gar nicht denkbar. Joachim Hake ist Direktor der katholischen Akademie in Berlin. Er meint, für "Projektitis" seien die Katholiken viel zu müde. Deshalb würden sie es auch nicht schaffen, ihre Kirchen zu schließen. Was ja auch sein Gutes hat.

Frank Hiddemann, der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, bringt den spitzfindigen Hinweis, dass man bei "Kulturbrauereien" ja wüsste, dass dort kein Bier mehr gebraut würde. Was aber, wenn man das auf "Kulturkirchen" überträgt? Theologieprofessorin Isolde Karle und Markus Zink (Referent Kunst und Kirche der EKHN) einigen sich darauf, dass Predigt und Orgelmusik im ganz normalen Gottesdienst auch Kunst sind, dass Kunst "von außen" aber auch eine wohltuende "Entautomatisierung der Wahrnehmung" bewirken kann. Ein Plädoyer für Kunst und Kultur in der Kirche im Allgemeinen und im Besonderen also. Nicht geklärt allerdings: Der Kulturbegriff dahinter. Gilt das auch mit allen Konsequenzen für Popkultur, Avantgarde und Kitsch zum Beispiel? Kabarettist Rosenberg Lipinsky beneidet deshalb die Katholiken - die hätten das alles schon in ihren Gottesdiensten: Bunte (Bühnen-)Kleidung, rauchende Schwenksäckchen (Pyrotechnik) und neuerdings auch wieder Latein. Dass man da nichts verstehen würde, mache das Ganze zu einem Erlebnis, genau wie ein Herbert-Grönemeyer-Konzert...

Schwerter zu Pflugscharen und Orgeln zu Kanonen: In der Kulturkirche Sankt Katharinen

P.S. Heute hat Greuther Fürth 2:0 gewonnen, in Stuttgart, der Stadt des nächsten Kirchentages!

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