Soviel Ruhe du brauchst

Soviel Ruhe du brauchst

Der Kirchentag ist hektisch, gerade in einer so großen Stadt wie Hamburg. Bei Veranstaltungen herrscht Gedränge, schon bei der Anfahrt stand man sich in U- und S-Bahnen auf den Füßen. Viele Menschen, überall. Da tut ein Moment der Ruhe gut: abseits der Kirchentagsbetriebsamkeit. Mein Lieblingsort ist das Ökumenische Forum in der HafenCity, dem neuen Stadtteil dicht an der Elbe, mit maritimen Flair und dem Hauch von Abgeschiedenheit, der jetzt genau das Richtige ist.

19 Kirchen und kirchliche Gemeinschaften sind Träger des Hauses, das vor wenigen Jahren eingeweiht wurde. Es gibt ein Foyer mit Informationschalter, ein nettes, helles Café, in dem es afrikanische Lauch-Erdnuss-Suppe und südafrikanischen Wein gibt, einen Veranstaltungsraum. In dem Haus wohnt zudem eine evangelische Kommunität. Geistliches Zentrum des Ökumenischen Forums ist die Kapelle - ein Ort von außergewöhnlicher Ruhe. Menschen beten, sitzen still da, gehen in sich, gehen ein und aus.

An diesem zweiten Kirchentagstag ist die Kapelle voller Menschen. Und doch ist diese Stille da. Sie wird nur zu Beginn der abendlichen Andacht unterbrochen, als noch eine Reihe von Besuchern hereinströmt, etwas Unruhe kommt auf, Papphocker rascheln. Dann ist es wieder ganz still. Nicht einmal das Glucksen einiger Teenager stört da mehr.

Die Andacht hält Claudia Maurer von der katholischen Kirche. Sie spricht ein Gebet, liest einen Abschnitt aus einem Paulusbrief: "Wir seufzen und warten darauf, erlöst zu werden." Ein Lied wird gesungen. Die Blicke der Besucher schweifen immer wieder an den lose aufeinander gestapelten Ziegelsteinen entlang, die die Rückwand der Kapelle bilden. Fürbitten, das Vaterunser. Das Abendgebet ist vorbei. Soviel Ruhe du brauchst...

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