Aprilwetter. Gerade noch schien die Sonne warm auf die Haut, schon schiebt sich eine Wolke davor. Dem Grau weicht das Himmelblau. Und dann beginnt es plötzlich zu regnen. Dicke Tropfen prasseln auf den Asphalt, die Bäume schütteln ihre noch jungen Blätter, Wind fegt die Servietten aus dem Straßencafé umher.
Wo wenige Minuten früher noch entspannte Sonnenanbeterstimmung herrschte, ist nun alles in Bewegung. Die Bedienung kommt aus dem Café gerannt, spannt eilig die Sonnenschirme auf, die jetzt als Regenschirme herhalten müssen, Tische werden zusammengestellt, Stühle verrückt. Und die Cafégäste rücken dichter zusammen, bergen sich unter denselben Schirmen, teilen sich Tische und Zuckertöpfchen, wünschen sich erst einen guten Appetit und dann einen guten Tag. Eigentlich nicht mehr als das. Aber vielleicht doch. Denn auch, als die Regenwolke weitergezogen ist und die Sonne in den Pfützen glitzert, bleiben einige noch eine Weile dort sitzen. Dicht beieinander. Unter denselben Schirmen, unter demselben Himmel. Sie bestellen eine zweite Tasse Kaffee und auch noch ein Stückchen Apfelkuchen, sie nicken einander zu oder lächeln oder sagen Dinge wie „Der April macht wirklich, was er will.“ Nicht mehr als. Aber vielleicht doch: Zusammen sind sie weniger allein.
Und ich frage mich: Wie wäre das? Wenn wir uns öfter an einen Tisch setzen würden, uns näher wären, wer immer wir sind, was immer wir glauben oder lieben oder hoffen. Eine halbe Stunde Kaffeetrinken. Eine halbe Stunde Frieden. Sich bergen dürfen unter demselben Schirm, unter demselben Himmel. Wie anders wäre die Welt?