Maria, Josef und die Feuerwehr

Spontane Hilfe
Maria, Josef und die Feuerwehr
Nach einem Brand in der Nachbarschaft wird ein Kirchencafé zum Ruheraum für die Feuerwehrleute.

Können wir noch über Weihnachtliches berichten? Oder ist es damit wie mit den Lebkuchen: Was nicht bis zum Fest verzehrt wurde, hat große Chancen, irgendwann im Sommer schweren Herzens den Weg zum Biomüll anzutreten.

Na gut, diese Geschichte gehört nicht in den Biomüll, sondern ist auch unabhängig von der Weihnachtszeit einfach schön. Also hier, mit ein klein wenig Verspätung:

Das Centro Oberhausen ist ein ziemlich großes Einkaufszentrum, einst das größte in Europa. Es war seit 1997 Heimat für den bundesweit ersten Kirchenladen in (genauer: an) einem Einkaufszentrum überhaupt, der jedoch 2020 coronabedingt geschlossen werden musste. Nach ein paar Jahren Pause eröffnete nun vor nicht allzu langer Zeit das Café Mary & Joe wieder neu als ökumenisches Kirchenzentrum.

Wenige Tage vor Weihnachten, am 19. Dezember, schlugen am späten Nachmittag plötzlich Flammen aus dem benachbarten, seit langem leer stehenden ehemaligen chinesischen Restaurant Pagoda. Weihnachtsmarkt, Kirchencafé und weitere Anlieger wurden erst einmal evakuiert, doch die Mitarbeitenden von Mary & Joe durften bald wieder zurück. Und weil sie nun mal direkt neben dran waren und alles da hatten, was Feuerwehrleute so brauchen, blieben sie noch eine ganze Weile. Kaffee, Toiletten, Sitzgelegenheit, übriggebliebene Schokolade von einer Nikolaus-Aktion und sogar frisch gebackenes Brot: All das wurde von den bis zu 60 Einsatzkräften gerne und dankbar angenommen.

Das Feuer selbst war recht bald unter Kontrolle, doch der Einsatz zog sich bis zum nächsten Tag. Bis spät abends blieb das Café geöffnet und am nächsten Morgen ganz früh wieder. Wegen der direkten Nachbarschaft zum Brand konnte Mary & Joe im Gegensatz zum Centro und dem nahen Weihnachtsmarkt nicht für die Allgemeinheit öffnen. Kuchen war aber geordert wie jeden Tag. Win-Win: „Jetzt müssen sie mir auch den Gefallen tun, und unsere ganzen Kuchen aufessen“, meinte Leiterin Dagmar Wippich. Dürfte wohl kein allzu großes Problem gewesen sein.

Was für eine wunderbare Aktion! Sehen, was die Menschen um uns herum nötig haben. Da sein. Helfen. Stärken und ermutigen. So soll Kirche sein, finde ich. Das ist auch eine der Grundfragen der Citykirchenarbeit: Was können wir Gutes für die Stadt bewirken? Wie können wir für die Menschen in der Stadt da sein, unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Einstellung, ihrer Konfession?

Kommen Sie jetzt aber bitte nicht auf die Idee, Gebäude neben Ihrem eigenen Kirchencafé anzuzünden, um die ganze Situation nachzustellen. So läuft das dann auch wieder nicht. Aber manchmal ist man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort …

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