Berlin. Was für eine Stadt. Vor dem Mauerfall war ich jedes Jahr dort, um unsere Verwandten im Osten zu besuchen. Schon als Kind hat mich damals eine Kirche in Ost-Berlin besonders fasziniert. Ich erinnere mich, dass ich später als Jugendlicher einmal durch die Straßen irrte, weil ich irgendwie die richtige Abzweigung verpasst hatte, doch ich wollte sie unbedingt wieder besuchen: Die Hedwigskathedrale. Bischofssitz des Erzbistums Berlin. Älteste katholische Kirche Berlins. Eine beeindruckende Kuppel über einem Rundbau, der auf eine Initiative Friedrichs des Großen zurückgeht. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt und dann von Hans Schwippert völlig neu gestaltet mit einem unterbrochenen Boden und einer breiten Treppe in die Unterkirche; der Altar verbindet oben und unten. Letzte Möglichkeit, diese einmalige Konstruktion zu bewundern, denn noch in diesem Jahr soll die Kirche umgebaut, die immer noch umstrittene und für mich so faszinierende Öffnung wieder geschlossen werden.
Dieses Kreuz zieht alle Blicke auf sich. Es fasziniert, es lädt ein, übers Kreuz nachzudenken. Es lädt ein, wunderschöne Farben zu genießen. Zur Ruhe zu kommen. Einfach da zu sein. Sich zu zentrieren. Auf das Zentrum zu blicken, auf das Kreuz in der Mitte. Licht.reich nennt sich diese temporäre Kunstinstallation in der Passions- und Osterzeit. Ein ausgesprochen passender Begriff: Reich an Licht ist das Kreuz. Und Gottes Reich wird durch das Licht sichtbar, zumindest erahnbar.
Was ich nicht gedacht hätte: Wie sehr mich dann der Instagram-Wettbewerb zu diesem Kreuz faszinierte. Ja, ich liebe Instagram. „Echte“ Fotografen mögen die Foto-Filter dieser App verachten, doch für mich geht es in diesem Dienst gar nicht um „natürliche“ Fotografie, sondern darum, mit Farben zu spielen, Dinge hervorzuheben oder auch mal völlig zu verfremden. Beste Voraussetzungen für ein Kreuz aus schillernden Farben. In dieser Kirche sitzen wir – meine Frau und ich – nun eine Dreiviertelstunde in der Bank. Beschäftigen uns mit dem Kreuz. Mit Farben. Mit Perspektiven. Wir wären wohl noch länger geblieben, hätten uns die Vorbereitungen für einen großen Gottesdienst am Nachmittag nicht vertrieben.
Dazu kommt dann noch die offensichtlich gute Pressearbeit, die immerhin dazu führte, dass selbst der Sidney Morning Herald ein Foto des Kreuzes in seiner Rubrik „beste Fotos weltweit“ (Best of the World Photos) veröffentlichte. Das muss man erst mal schaffen!
https://www.erzbistumberlin.de/lichtreich/
https://www.instagram.com/explore/tags/lichtkreuz/
http://www.smh.com.au/photogallery/nsw/best-of-the-world-photos-20180217-h0w91v