O du fröhliches Finanzamt!

O du fröhliches Finanzamt!
Foto: Getty Images/iStockphoto/Kristoffer Hamilton
Weihnachten ist schön. Nur beim Finanzamt ist es etwas komplizierter.

Stellen Sie sich vor: Heute in drei Monaten ist Weihnachten schon wieder rum! Es wird Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, welches Grünzeug Sie in ungefähr drei Monaten und sieben Tagen aus dem Fenster werfen wollen. Beziehungsweise, einfacher gesagt: Welchen Weihnachtsbaum Sie sich in Ihr Wohnzimmer stellen wollen.

Doch Achtung! Aus Sicht des Finanzamts ist so ein Weihnachtsbaum eine sehr komplizierte Sache. Wie viel Mehrwertsteuer Sie auf dieses Ding bezahlen müssen, ist nämlich ausgesprochen schwierig zu ermitteln, wie die FAZ im vergangenen Dezember klarstellte.
Da wäre zunächst einmal der popelige Plastik-Weihnachtsbaum. Ganz egal, ob nahezu Natur oder „Weihnachtsbaum, blau, mit Engelsflügeln“: Hier sind in jedem Fall 19% fällig. 

Anders sieht es bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus. Kurz gesagt: Im Baumarkt sind's 7%. Ein Landwirt kann sich aussuchen, ob er eine Pauschale für den ganzen Betrieb zahlt – in diesem Fall ist die Steuer gar nicht genau zu beziffern. Stattdessen kann er aber auch den Baum einzeln besteuern. Dann sind 10,7 Prozent fällig, wie immer für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Oder auch 5,5 Prozent für forstwirtschaftliche Erzeugnisse. Fragen Sie doch mal beim nächsten Einkauf Ihren Verkäufer, welche Steuerhöhe er sich ausgesucht hat. Oder verlangen Sie eine Quittung mit Mehrwertsteuerausweis.

Wie gut, dass wir als Kunden davon normalerweise nichts mitbekommen. Aber vielleicht klingelt dieses Jahr am Heiligabend mal nicht das Christkind, sondern die Steuerprüfung?

Zu klären wäre auch noch, wie viel Steuer eigentlich die Heiligen Drei Könige auf Gold, Weihrauch und Myrrhe gezahlt haben, wenn überhaupt. Und ob sie sie als Betriebskosten abgesetzt haben oder vielleicht sogar als Spende. Ob Josef und Maria eine Spendenquittung ausstellen konnten? Ob Caspar, Melchior und Balthasar den Wert auch richtig beziffert haben? Schließlich durften sie nur den eigenen Einkaufspreis berechnen, nicht den offiziellen Verkaufspreis. Ob der Stallvermieter die Miete korrekt abgerechnet hat? Und was war eigentlich mit den Hirten? Wie haben die ihre Schafe versteuert – landwirtschaftliches Erzeugnis? Forstwirtschaftlich jedenfalls nicht. Aber vielleicht dann doch pauschal? Bitte vergessen Sie außerdem nicht, dass frisches Islandmoss steuerbegünstigt ist, nicht aber Trockenmoos, auch dann nicht, wenn man es nass macht.

Wir wünschen Ihnen so oder so frohe Weihnachten. Auch allen Steuerbeamtinnen und Steuerbeamten. Und fragen uns, wie wohl ein Weihnachtsbaum im Finanzamt besteuert wird.

weitere Blogs

G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?
Wenn man beim Krippenspiel improvisieren muss, kann man bisweilen mit ganz elementaren Fragen konfrontiert werden...