Gottesdienst to go

Gottesdienst to go

Ganz ehrlich: Pfarrer sind auch nur Menschen. Und manchmal kollidieren einfach private Interessen mit den dienstlichen Verpflichtungen. Ich habe von Kollegen gehört, die noch schnell ihre Predigt abgespult haben, bevor sie zur Geburt ihres Kindes ins Krankenhaus eilten (bei Kolleginnen habe ich das noch nicht mitbekommen.) Manchmal muss auch eine Sitzung ein wenig früher aufhören, weil im Fernsehen diese eine Sendung kommt. Oder erst Fußball! Da hört's wirklich auf. Fußball geht einfach vor.

In den USA ticken die Uhren etwas anders. Da ist Fußball nicht ganz so wichtig, dafür andere Sportarten. Was also tun, wenn ein Spiel des Lieblingsvereins – welcher Sportart auch immer – ansteht, man aber eigentlich noch einen Gottesdienst zu halten hat?

Ganz einfach: Man stellt Brot und Wein bereit, klärt mit der Gemeinde, dass ihre Sünden vergeben sind, spricht einen Segen, sagt „bedient euch selber!“ und haut ab zum Spiel. Gottesdienstdauer: Ziemlich genau 60 Sekunden.

Sicher werden einige hier rufen: Blasphemie! So kann man doch nicht mit dem Heiligen umgehen!

####LINKS####Ich glaube: Es kommt darauf an, wie dieser Pfarrer sonst so drauf ist. Einer, der ernsthaft Gottesdienst mit der Gemeinde feiert, der darf, finde ich, sich auch so etwas mal erlauben. Dann, wenn die Gemeinde weiß: Es ist bei ihm normalerweise anders. Brot und Wein, das Abendmahl? Ach, sollte Gott es für ungültig erklären, weil der Pfarrer mal früher weg musste?

Sind wir nicht alle Menschen? Hätte er denn den Gottesdienst in aller Ausführlichkeit feiern sollen, wenn er in Gedanken ganz woanders ist? Ich glaube: Das, was wir hier sehen, ist die ehrlichste und menschlichste Art, mit dieser Zwickmühle umzugehen. Fröhlich. Humorvoll. Erlöst. Der Pfarrer als Mensch.

Ich hoffe, sein Verein hat wenigstens gewonnen.

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