Ach, was haben wir uns in diesem Blog schon ausgelassen über die verschiedensten Formen, Irrungen und Wirrungen des Abendmahls. Da gibt es die Trinker und die Tunker. Den Doppelkelch für Wein und Saft. Den Kurzen zum Gottesdienst, auch genannt „Einzelkelch“ - wobei ein Zeitungsartikel uns jetzt darauf brachte, wie verwirrend allein schon diese Bezeichnung sein kann. Die Redaktion bezeichnete nämlich den einzelnen Kelch für alle – logischerweise, oder nicht? – als ebensolchen Einzelkelch. Na ja, aber eigentlich ist das alles ziemlich egal. Denn die USA haben nach jahrelanger Beratung durch ihre Geheimdienste nun das ultimative Abendmahlstool erfunden. Gepriesen seien die USA!
Es handelt sich, kein Witz, um kleine Plastikbecher, die so ähnlich aussehen wie unsere Kaffeesahne-Portionsbecher vom Supermarkt um die Ecke. Nur dass eben keine Kaffeesahne drin ist, sondern Traubensaft (Wein gibt es noch nicht im Angebot, ist aber in Planung). Im Deckel ist noch eine kleine Hostie untergebracht, durch eine dünne Folie vom Saft getrennt. Wie obersuperfantastisch! Bakterien und Viren haben keine Chance, vielleicht müssen wir sie nächstens sogar unter Artenschutz stellen. Keine Reste mehr nach der Abendmahlsfeier (jedenfalls kein Brot und Wein, dafür ein kleines bisschen Plastik, aber was soll's.) Und außerdem geht das alles viel schneller, denn man muss ja nur noch einmal austeilen statt Brot und Wein jeweils einzeln! Stellen Sie sich das mal in einer der Mega-Churches vor. Zehntausend Menschen feiern gemeinsam Abendmahl. Da ist Zeit schon ein wichtiger Faktor. Im Werbefilmchen von „Celebrations Cups“ werden wagenradähnliche runde Tabletts – in den USA offenbar die übliche Art, kleine Einzelkelche zu verteilen – mit den neuartigen Plastikdingern gefüllt und immer wieder darauf hingewiesen, wie toll und zeitsparend das Ganze doch sei.
Zeit sparen! Einfachst zu öffnen! Kein Verschütten! (Ich frage mich, ob nicht gerade der Moment des Öffnens eine ähnliche Sauerei verursacht wie bei mir regelmäßig, wenn ich diese verhassten Kaffeesahneplastikportionsbecherchen zu öffnen versuche, was mit schöner Regelmäßgkeit in einem kleinen dreieckigen Loch im Deckel resultiert, während der Rest des Deckels von mir nachher hingebungsvoll mit dem Zeigefinger nach unten in den nunmehr leeren Plastikbehälter gedrückt wird.) Neues Gemeinschaftsgefühl in der Gemeinde, weil die Jungen den Alten helfen, diesen verd... Deckel irgendwie aufzubekommen. (Ja, das wird wirklich extra als positiver Punkt erwähnt. Kein Witz. Ach ja, einfachst zu öffnen, Sie erinnern sich.) Im Dreieck springende Helfer, wenn das mit dem Deckel nicht so richtig hinhaut. Ach, das scheint mir ein spaßiges Abendmahl zu werden.
Übrigens: Für Selbstversorger gibt es auch den praktischen 30er-Monatspack mit der täglichen Portion Brot und Traubensaft und einer täglichen Bibellese im Deckel. Ist das nicht allerliebst? Die Losungen können einpacken. Oder auspacken. Oder sich einen Kurzen gönnen.
####LINKS####Ich habe ernsthaft versucht, ein kleines Päckchen von diesen Dingern über Amazon zu kaufen. Leider werden sie nicht nach Deutschland versandt. Nun ja, ist vielleicht auch besser so.
Zu klären wäre noch, ob die Einsetzungsworte in katholischen Messen auch das Plastik durchdringen können und die Transsubstantiation durchführen können. Und was dann mit bereits gewandelter Kaffeesahne geschieht, wenn sie doch nicht benötigt wird. Ob die Dinger, wenn sie eines Tages nach Deutschland importiert werden sollten, den grünen Punkt benötigen. Und ob deutsche Kirchengemeinden dann am besten gleich ein eigenes Müllauto anschaffen sollten für die wöchentliche Portion heiliges Plastik.
Sehe ich mir den Film so an, scheint mir aber das Gemeinschaftserlebnis beim Runterkippen der Saftportion doch wirklich einmalig zu sein. Nun ja, jedem das Seine. Ich bleibe doch lieber bei schönem, wertvollen Abendmahlsgeschirr. Alte Abendmahlsbecher mit mehrhundertjähriger Geschichte. Handgetöpferte modernere Gefäße. Jedenfalls keine Kaffeemilchplastikbecher. Danke. Ein gesegnetes Abendmahl. Christi Kaffeemilch, für dich geöffnet.