Ich sage Eintritts-Weihnachtsmärkten den Kampf an

Ich sage Eintritts-Weihnachtsmärkten den Kampf an
Nun ist der Montag nach dem ersten Advent, eigentlich blicken wir auf einen schönen ersten Adventssonntag zurück:

Wir packen gerade unser Hab und Gut zusammen, weil wir mitten in der Adventszeit umziehen werden. Darum haben wir uns dafür entschieden, in der alten Wohnung keinerlei Weihnachtsdeko mehr aufzubauen. In der neuen Wohnung wird es auch keine geben, da wir uns Weihnachten bei den Schwiegereltern eingeladen haben, quasi bei Oma und Opa und die werden schon für alles sorgen. Um trotzdem in Weihnachtsstimmung zu kommen, dachten wir, kaufen wir sie uns einfach ein und besuchen einen hochgelobten Weihnachtsmarkt in unserer Region. 

Wir haben einen Gottesdienst besucht, einen leckeren Braten gegessen, zum Nachtisch gab es endlich die Lieblingsweihnachtsnaschereien, wir besuchten einen Weihnachtsmarkt und ließen den Abend bei einem schnulzigen Weihnachtsfilm auf dem Sofa ausklingen. Klingt doch nach dem perfekten Plan, um in Weihnachtsstimmung zu kommen.

Hat auch funktioniert, bis wir beim quasi Weihnachtsmarkt angekommen sind, die Veranstalter*innen selbst nennen diesen „Wintermärchen“. Wahrscheinlich damit er länger und früher stattfinden kann, als es der gesetzliche Rahmen für eben einen Weihnachtsmarkt erlaubt und um enttäuschten Besucher*innen entgegenzubringen, dass sie vielleicht mit anderen Erwartungen hergefunden haben. Lange Rede kurzer Sinn, wir besuchten die „fulminante Veranstaltung“, nämlich das Wintermärchen auf Schloss Marienburg. „Nach einem erfolgreichen Auftakt, mit mehr als 20.000 begeisterten Besuchern, verwandelt sich das Schloss auch in diesem Jahr wieder in eine wahre Märchenwelt.“

Wir fragten uns die ganze Zeit, ob „Märchen“ sich auf die leeren Versprechungen bezieht, die das Wintermärchen für uns bereithalten sollte???

Zweifelsohne ist die Schlossanlage als solches eine besonders hübsche Kulisse und die Idee dort Weihnachtsfeeling zu zaubern ein grandioser Einfall. Uns ist auch bewusst, dass so ein Ensemble sich finanzieren muss und sind gern bereit, unseren Teil dazu beizutragen. Also zahlten wir pro Erwachsene 15€ (zusammen also 30€) Eintritt, immerhin handelt es sich ja nicht um einen Weihnachtsmarkt, sondern um ein „fulminantes“ Event. Kinder ab sechs Jahren zahlen übrigens 10€ Eintritt, wobei sich da die Frage stellt, warum? Denn das kostenlose nostalgische Mini-Karussell, dessen An-und-Aus-Knopf ein Jugendlicher aus dem Dorf bedient ist so langsam, dass nur unter sechs-jährige das spannend finden und wirklich mehr gibt es da für die Kinder nicht zu sehen. Diese Geldscheffelmethode ist nur eine von vielen, die eher böses Stiefmutter-Feeling, als Weihnachtsstimmung aufkommen lässt.

Den „stimmungsvoll illuminierten Innnenhof des Schlossen“, der täglich ab 16:30 Uhr alle Besucher*innen in seinen Bann ziehen soll, kann man nicht genießen, weil man eigentlich gezwungen ist, diesem Geschehen den Rücken zuzuwenden, weil man in einer der zwei langen Schlangen ansteht, um eine wirklich miserable und völlig überteuerte Waffel für 4,50€ (fairnesshalber muss man erwähnen, dass da noch bissel Nutella drauf ist) zu erwerben. Dieses gastronomische Angebot bekommt jedes Dorffest besser hin, lieblos und nur auf Profit aus – pfui! Die Qualität dieses Waffel- und Glühweinstandes erinnert eher an einen Abijahrgang der für seine Abschlussfahrt auf einer Yacht in Südfrankreich sammelt, als dass mensch das Gefühl hat, es geht darum, dass hier etwas Schönes für die Besucher*innen angeboten wird.

Rechnen Sie doch selbst mal aus, was die bei 20.000 erwarteten Besucher*innen für Summen umsetzen und das alles mit ein paar haushaltsüblichen Waffeleisen und einem Glühweinwärmebottich, den die Abiturient*innen wohl bei Oma im Keller gefunden haben.  

Also für alle, die in meiner Nähe wohnen, das Schlossambiente ist schön, aber der Ärger über den teuren Eintritt und das lieblose gastronomische Angebot vermiesen einen den Aufenthalt nachhaltig.

Für alle anderen: Geht auf keine Weihnachtsmärkte, bzw. „Wintermärchen“, die über drei Euro Eintritt kosten, das müssen wir zusammen wieder abschaffen. Weihnachtsstimmung machen zu dürfen sollte wieder mehr eine Freude sein: Kinderaugen zum Leuchten bringen, Singles am Glühweinstand zu verkuppeln, Generationen zu verbinden und mit dem Glühweinrezept von Oma zu verzaubern. Auf Weihnachtsmärkte gehören ebenso kinderreiche Familien mit selbstgebackenen Plätzchen in Tupperdosen, wie bedürftige Menschen, denen ich mit einer Waffel eine Freude bereiten kann.

Ich sage Eintritts-Weihnachtsmärkten den Kampf an!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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