Selbstversuch: Krankenhausseelsorge

Selbstversuch: Krankenhausseelsorge
Während ich das hier aufschreibe, sitze ich im Zug. Ich fahre in die Hauptstadt, denn ich werde morgen im Krankenhaus einchecken.

Das wird etwas ganz Neues für mich. Zum ersten Mal erlebe ich das Krankenhaus so richtig: Mit stationärer Aufnahme, einer geplanten OP und den Hemdchen, das hinten offen ist.

Ich werde erleben, wie sich Krankenhausbetten anfühlen, wie es ist neben einem völlig fremden Menschen einzuschlafen und jede Selbstbestimmung im Tagesverlauf abzugeben. 

Natürlich kenne ich Krankenhäuser auch jetzt schon. Liebe Menschen habe ich dort schon tausendmal besucht, aber wenn man beruflich, so wie ich, Menschen im Krankenhaus besucht, ist  ein kleiner Teil von mir immer echt dankbar, wieder nach Hause gehen zu dürfen..

Diesmal bleibe ich wohl etwas länger innerhalb der Hospitalmauern. Wie gesagt, ich sitze im Zug in die Hauptstadt, sprich mein soziales Umfeld kann mich nicht besuchen. Aber es gelten eh die mittlerweile bekannten Coronabeschränkungen: Mich darf nur eine Person für eine Stunde pro Tag besuchen. Sprich, Frau und Kind sind eine zu viel; Frau ohne Kind aber in Berlin undenkbar. Mit 18 Monaten weigert sich unser Kind doch, mal ne Stunde vor der Tür zu warten. Es wird also nicht einfach, denn das, was mir am liebsten ist, darf nicht zu mir rein. 

Also setze ich diesmal voll auf das, was bereits drinnen ist: Auf die Krankenhausseelsorge, mal sehen, was oder wer da kommt. Ich weiß ja nichtmal, was ich will. Also abgesehen davon, nicht allein zu sein. Ich rede mir ein, dass es irgendwie beruhigend und aufregend ist, dass jemand kommen könnte, der nicht an der Narbenheilung, sondern an mir interessiert ist.

Noch weiß ich gar nichts, wenn es um die Krankenhausseelsorge geht. Muss ich wen bestellen oder kommt wer automatisch? 
Konfessionsübergreifend, also kommt mich nen Katholischer Cis-Mann in der Gynäkologie besuchen? Oder kann ich da Wünsche äußern?
Wie fühlt es sich es sich an, als Pastorin selber Gesprächsangebote wahrzunehmen? Und kann ich ein echtes Gespräch führen ohne darüber nachzudenken, ob ich das auf die gleiche Art führen würde? Neben meiner Station ist  außerdem die Kapelle, werde ich diese aufsuchen? 

Ich bin ja eigentlich ein echt verlorenes Dorfkind im Berliner Krankenhaus und gerade deshalb hoffe ich schon, dass mir mein Dorf, die Kirche, eine Stütze sein kann.

So wird meine nervige OP glatt zum Selbstversuch, seid Ihr auch so gespannt, wie ich? Ich werde berichten…
 

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