Reformation an Bord: Barocke Frömmigkeit in London

Reformation an Bord: Barocke Frömmigkeit in London
Kuppel der St. Paul's Cathedral in London
Foto: Elke Rutzenhöfer
Kuppel der St. Paul's Cathedral in London.
Reformation gab es in ganz Europa. Einige Stätten der Reformation, die nördlich von Wittenberg liegen, besucht Elke Rutzenhöfer auf einer ökumenischen Kreuzfahrt mit Margot Käßmann und sieben weiteren wissenschaftlichen Reiseleitern. Ihre Beobachtungen hält sie hier im Blog fest.

Gegen 9 Uhr legt die MS Hamburg in Harwich an. Ella und ich sind aufgeregt, denn wir waren noch nie auf der Insel und haben uns daher für den ganztägigen London-Ausflug entschieden. Andere Mitreisende zieht es nach Cambridge oder Colchester. Gut zwei Stunden fahren wir mit dem Bus in die Metropole, die mit ihren 8,5 Millionen auch uns Berlinerinnen beeindrucken wird. Unsere local guide heißt Barbara, ihren Akzent im Deutschen wie im Englischen hat sie aufgrund ihrer Schweizer Herkunft - sie imponiert durch eine umfassende Bildung, und das auch in den konfessionellen Fragen.

Über Eastend und Aldgate geht's zum Trafalgar Square in die National Gallery, die erste Möglichkeit für uns, eine Stunde abseits der Gruppe als Fußgängerinnen durch die umliegenden Straßen zu flanieren und schlicht zu staunen. Beim Treff am Bus passiert dann das, was jedem Reiseleiter den Atem stocken lässt: Es fehlt ein Passagier! Ich bewundere die professionelle Ruhe, hier vom Kunstexperten Dr. Fendrich, und glücklicherweise findet sich die vermisste Dame nach einer Viertelstunde wieder ein. In einem Pub werden wir mit Bier und Fish and Chips versorgt; die geistliche Nahrung ist nur wenige Schritte entfernt: Pünktlich um 15:15 Uhr finden wir uns - auf reservierten Sitzplätzen! - in der St. Paul's Cathedral zu Evensong und Sermon ein. Ein ausführliches Gottesdienstheft ermöglicht uns die vollständige Teilnahme; der offensichtlich professionelle Chor singt die üppige Liturgie - und das Protestantenherz ist hin- und hergerissen zwischen Faszination und Fremdeln angesichts der großartigen "barocken" Frömmigkeit der anglikanischen Kirche. Mit Worten des heiligen Ambrosius (340-397) preisen wir: "Hear us, O Father, gracious and forgiving, / Through Jesus Christ thy co-eternal Word, / Who, with the Holy Ghost, by all things living / Now and to endless ages art adored."

Margot Käßmann als "role model" für anglikanische Frauen

Margot Käßmann erzählt später, dass es am 31. Oktober 2017 einen großen Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum in St. Paul's Cathedral geben wird. Seit ihrem Engagement im ÖRK ist ihr die middle of the road-church - wie sich die anglikanische Kirche gern selbst bezeichnet - wohl bekannt. Die Frauen der anglikanischen Kirche bezeichneten Käßmann gerne als "role model", als es nach der sehr späten Zulassung von Frauen zum Priesteramt 1994 dann auch um die Zulassung zum Amt der Bischöfin ging. Diese Entscheidung fiel am 14. Juli 2014.  

Doch zurück zu unserem London-Tag: Unser King's Bus zeigt uns in den folgenden eineinhalb Stunden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Londons - Tower, Tower Bridge, Westminister Palace, Buckingham Palace, Canary Wharf, London Eye, Westminster Abbey u.v.a.m. -, wir nehmen von diesen flüchtigen Eindrücken die Gewissheit mit: Wir kommen wieder!     

weitere Blogs

In einer Kirche hängt links neben dem Altar ein Schild mit der dreisprachigen Aufschrift No pasar - Überholverbot - no passing
In Spanien gibt es ein Überholverbot am Altar.
G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?