Reformation an Bord: Ökumenische Teamfähigkeit

Reformation an Bord: Ökumenische Teamfähigkeit
Die ökumenische Diskussionsrunde mit Margot Käßmann und Stephan Wahl.
Foto: Elke Rutzenhöfer
Die ökumenische Diskussionsrunde mit Margot Käßmann und Stephan Wahl.
Reformation gab es in ganz Europa. Einige Stätten der Reformation, die nördlich von Wittenberg liegen, besucht Elke Rutzenhöfer auf einer ökumenischen Kreuzfahrt mit Margot Käßmann und sieben weiteren wissenschaftlichen Reiseleitern. Ihre Beobachtungen hält sie hier im Blog fest.

Zurück an Bord stellen sich nach dem Mittagessen am Freitag, 14. August, Margot Käßmann und Stephan Wahl, moderiert von Thomas Sternberg, Akademiedirektor und MdL, den Fragen der Bordgemeinde.

Ein Großteil der Gäste scheint nun tatsächlich ökumenisch diskutieren zu wollen - und wie spannend das sein kann, lese ich auch daran ab, dass meine Tochter diese Stunde lang gebannt zuhört. Was feiern Katholiken am Reformationsfest? Was ist Sünde? Wie ist Auferstehung zu verstehen? Wollte der historische Jesus üppige Kirchenbauten? Warum gibt es diese "Betonwand" für Frauen im Amtsverständnis der katholischen Kirche? Trennt die Vorstellung der Jungfrauengeburt Marias Katholiken und Protestanten? Wie stellt sich die dänische Kirche zur restriktiven Politik ihres Landes in der Flüchtlingsfrage? Wann endlich ist das Thema Homosexualität "durchdiskutiert"?

Charmant und souverän wechseln sich die Reformationsbotschafterin und der Monsignore ab. Sünde ist Eingemauert-Sein in sich selbst. Der historische Jesus wollte wohl weder unsere barocken Kirchen noch Kirche als Institution, aber er wollte sicher Räume, in denen wir Gott loben und unseren Glauben leben. Erneuerungsbewegungen im Christentum hatten immer wieder "zurück zum Ursprung", zurück zur Urgemeinde gefordert. Es geht um verantwortlich gelebte Sexualität und Beziehungen, nicht um die Frage Homo- oder Heterosexualität. "Über dieses Grab ist niemals Gras gewachsen", schrieb einst der evangelische Theologe Heinz Zahrnt zu Jesu Tod - wir haben nur Bilder von Auferstehung, kein Wissen, aber hoffen, dass einst alle Tränen abgewischt sein werden.

Es wird ganz still im Raum, als Monsignore Stephan Wahl einer engagierten katholischen Dame auf die Frage nach dem Amtsverständnis in Bezug auf Frauen antwortet: Ja, in dieser Hinsicht sei er im Kopf auch evangelisch... Die Teamfähigkeit will er seiner Kirche aber nicht absprechen. Die Finanzchefin seines Bistums diskutiere und arbeite nicht nur kompetent, sondern auch auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen. Beeindruckend!

Beeindruckend auch, wie Stephan Wahl unseren Tag enden lässt: mit einer Lesung von Aljoscha- Geschichten, Gottes kleinem Lieblingsengel, dem Wahl etliche Bücher widmete; präsentiert mit wunderbarem Jazzrock von Daniel Paterok am Klavier im Palmgarten-Restaurant auf dem Oberdeck.

weitere Blogs

In einer Kirche hängt links neben dem Altar ein Schild mit der dreisprachigen Aufschrift No pasar - Überholverbot - no passing
In Spanien gibt es ein Überholverbot am Altar.
G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?