Was ist der Mensch in Zeiten der Digitalisierung?

Was ist der Mensch in Zeiten der Digitalisierung?
Am Donnerstag durfte ich das Abschlussstatement zum Podium „Macht – Ohnmacht – Machen“ halten, Teil der Podienreihe zu Digitalisierung beim Kirchentag in Dortmund. Es war auch die Zusammenfassung der vorhergehenden Beiträge, deshalb habe ich hier digitalisiert, was ich während des Podiums aufgeschrieben und als Abschluss vorgetragen habe.

Was ist der Mensch?

Menschen sind Wesen mit Seele und Rhythmus, hat uns Sarah Spiekermann-Hoff erzählt, verletzbare Pflanzen und verwundbare Tiere, die sich nicht der Betonlogik der alchemistischen Wissenschaft aus dem Silicon Valley unterwerfen sollte.

Der Mensch ist mehr als das, was durch Maschinen ersetzbar ist, haben wir von Volker Jung gehört. Glücklich und unsterblich wird der Mensch durch Gott, nicht durch Technik. Die Technik können und müssen wir aber richtig nutzen. Der Mensch kann die technischen Prozesse zu seinen Gunsten steuern. Auch wenn die analoge Begegnung unersetzbar ist, kann sie mit digitalen Möglichkeiten erweitert werden.

Menschen sind teilweise sehr unsouverän, jedenfalls wenn sie Politiker sind und auf Rezo reagieren wollen, haben wir von Lars Klingbeil gehört. Durch das Netz werden Menschen stärker polarisiert, was der Debatte nicht gut tut. Die Menschen haben sich zu lange von den kalifornischen Plattformen und ihrer Macht blenden lassen. Wir sollten einen eigenen europäischen Weg finden, der nicht Kalifornien und nicht China ist.

Was ist der Mensch noch?

Er ist gemeinsam mit allen anderen Gatekeeper, von denen es nicht mehr nur eine Handvoll gibt. Jeder Mensch ist Sender und Empfänger zugleich, hat uns Jule Lumma nahegebracht.

Der Mensch ist auch nicht abhängig von den großen kommerziellen Software-Anbietern, jedenfalls wenn er Open-Source-Software verwendet, wozu uns Alexander Sander aufforderte.

Und der Mensch ist trotzdem auf Google unterwegs, und dort müssen wir noch viel besser sichtbare digitale Kirchtürme bauen, hat uns Christian Sterzik gesagt. Die sind natürlich auch sichtbar, wenn man auf anderen Wegen als Google zur Kirche kommt, wie startpage.com oder DuckDuckGo oder die Gelben Seiten. Bauen müssen wir sie in jedem Fall.

Was wünscht sich der Mensch?

Das große Interesse an den Digitalisierungsthemen auf diesem Kirchentag zeigt, dass Sie, liebe Menschen, sich wünschen, diese digitale Welt zu verstehen, in der wir leben. Sie wollen sicher, geschützt und ohne Argwohn in der digitalen Welt unterwegs sein. So eine Resolution haben wir in der Halle hier heute beschlossen.

Ja, und was machen wir jetzt mit dem ganzen Wissen und den ganzen Ideen? Vorhin, ganz zu Anfang der Veranstaltung, kam die Frage: Was müssen freie Christenmenschen lernen, um in dieser digitalen Welt zu leben? Ich glaube, Sie haben die Verantwortung, die Technologien auszuprobieren oder sich zumindest intensiv zeigen zu lassen. Gehen Sie in den Propsteihof in Dortmund und setzen Sie dort die VR-Brille für den virtuellen Blick über Frankfurt auf! Und kommen Sie auch persönlich zum Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt.

Wenn Sie die Technik dann kennen, haben Sie immer noch die Freiheit, zu sagen: Damit kann ich nichts anfangen. Oder auch: Davon will ich mehr! Aber eines geht nicht mehr: Diese Entwicklungen zu ignorieren. Die vollständig vernetzte Welt kommt erst noch, da stehen wir erst am Anfang. Klar ist aber jetzt schon: Ein christliches Menschenbild muss darin eine Rolle spielen.


An dem Podium Macht - Ohnmacht - Machen: Freiheiten digitaler (Christen-)Menschen haben teilgenommen:

  • Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, Darmstadt
  • Sarah Spiekermann-Hoff, Professorin und Wirtschaftsinformatikerin, Wien/Österreich
  • Jule Lumma, Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP), Leitung Digitales VRM, Mainz
  • Alexander Sander, Free Software Foundation Europe, Berlin
  • Christian Sterzik, Projektkoordinator Kirche im Digitalen Wandel Ev. Kirche in Deutschland (EKD), Hannover
  • Lars Klingbeil, Mitglied des Bundestages und Generalsekretär der SPD, Berlin
  • Hanno Terbuyken, Leiter Digitale Kommunikation im GEP, Frankfurt
  • Moderation: Kerstin Heinemann, medienpädagogische Referentin, München
  • Musik: Jan Henning, Reutlingen

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