Haltern gedenkt seiner Absturzopfer

Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See
epd-bild/Friedrich Stark
Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See (NRW) am 10. Jahrestag des Germanwings-Absturzes. 150 Menschen aus 17 Nationen waren bei dem Unglück mit der Lufthansa-Tochter Germanwings am 24. März 2015 in den französischen Alpen ums Leben gekommen - darunter 16 Schüler:innen und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums.
10 Jahre nach Drama mit Germanwings
Haltern gedenkt seiner Absturzopfer
Mit Schweigeminute und Glockenläuten haben Menschen in Haltern am See den Opfern der Germanwings-Katastrophe von vor zehn Jahren gedacht. Für den Abend ist noch ein ökumenischer Gottesdienst geplant.

Zum zehnten Jahrestag des Flugzeugunglücks der Lufthansa-Tochter Germanwings in den französischen Alpen hat es in Haltern am See eine Gedenkfeier gegeben. Die rund 1.100 Schüler des Joseph-König-Gymnasiums versammelten sich auf dem Schulhof und gedachten ihrer 14 Mitschülerinnen, zwei Mitschülern und zwei Lehrerinnen, die bei der Katastrophe ums Leben gekommen waren.

"Wir gedenken unserer Gestorbenen, denn sie gehören zu unserer Gemeinschaft", sagte der heutige Schulleiter Christian Krahl, der die 18 Namen der Unglücksopfer laut vortrug. Zum Zeitpunkt des Absturzes um 10.41 Uhr wurde eine Schweigeminute eingelegt und die Kirchenglocken läuteten.

Für die nordrhein-westfälische Landesregierung nahm Schulministerin Dorothee Feller (CDU) teil. Sie betonte, dass man an diesem zehnten Jahrestag der Menschen gedenke, "die unser Leben auf wunderbare Weise bereichert haben". Sie hinterließen eine Lücke, die niemand jemals werde schließen können.

Schulleiter Krahl hob die Bedeutung der Gemeinschaft in der Trauerarbeit hervor: "Die Menschen, die damals einen Liebsten verloren haben, suchen die Gemeinschaft mit anderen, die genauso fühlen wie sie." Er erinnerte an die "Schockstarre", die Haltern damals erfasst habe. "Es lag ein Dunst unendlicher Traurigkeit über der ganzen Stadt."

"Wir werden sie nicht vergessen"

Für die Kirchen sprachen und beteten der evangelische Pfarrer Karl Henschel sowie die katholische Schulseelsorgerin Stephanie Rüsweg. Henschel betonte, dass viele die Betroffenen von damals nicht mehr kennen, "aber für andere sind ihre Namen und Gesichter sehr präsent". "Wir werden sie nicht vergessen", hob der Pfarrer hervor. Rüsweg sprach davon, dass es Leerstellen im Herzen gebe, die auch nach zehn Jahren noch schmerzten.

Nach den Trauerreden legten Schüler weiße Rosen an der rostfarbenen Gedenktafel auf dem Schulhof nieder, in die die Namen der Opfer eingraviert sind. Davor brannten 18 Kerzen. Zu der Feier waren die damalige Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), der damalige Bürgermeister und heutige Landrat von Recklinghausen, Bodo Klimpel, und der Halterner Bürgermeister Andreas Stegemann (beide CDU) gekommen.

Gedenkstätte wie Klassenzimmer aufgebaut

Zudem wurden bereits am Montagmorgen an der zentralen Gedenkstätte auf dem Waldfriedhof Sundern Blumen und Kränze niedergelegt. Dort sind auf einem Granitblock, der an ein Pult erinnern soll, seit 2015 die Namen der Halterner Absturzopfer eingraviert. Die Stätte ist wie ein Klassenzimmer aufgebaut. Außerdem stehen dort 18 Bäume.

Seit Anfang März ergänzt ein Kunstwerk die Gedenkstätte. Es wurde nach Angaben der Stadt Haltern von Eltern in Auftrag gegeben, die bei dem Absturz ihre Tochter verloren haben. Das Geld stamme aus dem Hilfsfonds, den Germanwings und Lufthansa für die Hinterbliebenen eingerichtet haben: Zu sehen sind bunte "doppelte Ewigkeitsschleifen" mit 18 Blättern in natürlichen Farben aus Glas, gestaltet von der Künstlerin Susanne Wolf. Das Kunstwerk soll die ewige Liebe für die Verstorbenen zum Ausdruck bringen.

Psychisch erkrankter Co-Pilot 

Zum Jahrestag hatte Bürgermeister Andreas Stegemann betont, dass sich das Unglück in das "kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt" habe. Der Opfer werde jedes Jahr am Tag des Absturzes mit dem Ausdruck "Wir vergessen euch nicht" gedacht. Für Montagabend ist um 19 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der Sixtus-Kirche geplant.

Der damalige Schulleiter, Ulrich Wessel, ist mit Eltern der Opfer in das Dorf Le Vernet in der Nähe der Absturzstelle gereist. Dort werden Angehörige aus den Ländern zusammen kommen, aus denen die Passagiere stammten, und ihren Toten gedenken.

Bei der Flugkatastrophe der Germanwings "4U 9525" kamen am 24. März 2015 insgesamt 150 Menschen aus 17 Nationen ums Leben, darunter 72 Deutsche. Die Ermittlungen hatten ergeben, dass der psychisch erkrankte Co-Pilot die Maschine absichtlich zum Absturz gebracht hatte.