Gemeinsam unterm Regenbogen

Gemeinsam unterm Regenbogen
Feierabendmahl: Unterm Regenbogen
Foto: Markus Bechtold, evangelisch.de
Feierabendmahl "Unterm Regenbogen" mit Pfarrer Wolfgang Schürger am Freitagabend.
Für viele fühlt es sich an wie nach Hause zu kommen. Das Feierabendmahl "Unterm Regenbogen" in der Lutherkirche bringt Menschen zusammen.

Ich betrete die Lutherkirche in Dortmund-Hörde und bleibe stehen. Die Kirchenbänke sind gut gefüllt. Im Altarraum leuchtet es violett. Wo ist mein Platz in diesem Gottesdienst? Einmal schlendere ich durch das Kirchenschiff, blicke in viele Gesichter und entdecke in den hinteren Reihen noch drei, vier freie Plätze. Dort will ich sitzen. Ich schaue nach vorn zum Altar, wo die Figur des Gekreuzigten über dem violetten Licht hängt. Mir fallen seine Worte ein: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Mein Kopf ist voller Gedanken. 2019 ist ein so wichtiges Jahr für die queere Community. Vor 50 Jahren kam es einer Schwulenbar in der Christopher Street in New York zur Straßenschlacht, die als die Stonewall Riots in die Geschichte eingehen sollte. Sie markiert den Beginn der Emanzipation queerer Menschen, egal ob schwul, lesbisch, bi oder trans. An jenem Abend, als die Polizei kam um Gäste des "Stonewall Inn" festzunehmen, setzten diese sich zur Wehr. Seitdem wird vielerorts auf der Welt daran mit dem Christopher Street-Day (CSD) erinnert und sich für eine Gleichstellung eingesetzt.

Pfarrer Wolfgang Schürger hält den Gottesdienst. Regelmäßig bloggt er für unseren evangelisch.de-Blog "kreuz&queer". Gestaltet hat den Gottesdienst Pfarrerin Susanne Schröder-Nowak. Was mich sehr gefreut hat, dass ich zufällig meinen Platz unter lauter Hessen im Gottesdienst gefunden habe. So sitze ich plötzlich in Dortmund mit den herzlichsten Menschen zusammen, die ich aus Frankfurt am Main kenne: Pfarrer Nulf Schade-James und sein Ehemann David aus meiner evangelischen Gemeinde "Frieden und Versöhnung" im Frankfurter Gallus. Und nebenan sitzen Männer aus Darmstadt. Die "hessische Delegation" hat intuitiv zueinander gefunden. Im Feierabendmahl ist viel Zeit zum Essen und Trinken. Die nutzen wir. Keiner soll allein bleiben.

Mit Markus Bechtold, stellvertretender Portalleiter von evangelisch.de (von links), David James, Nulf Schade James und Harald, der Geburtstag hat.

Für mich ist das Feierabendmahl unterm Regenbogen mittlerweile zum festen Bestandteil meines Kirchentagsbesuchs geworden. Der Gottesdienst versucht Brücken zwischen den Unterschieden zu bauen. Und die sind leider auch im Jahr 2019 noch nötig. Alle sollen mitfeiern können. Nicht überall können gleichgeschlechtliche Paare heiraten, wie in der Evangelischen Kirche in Hessen Nassau, wo ich beheimatet bin.

Wir singen fröhlich beschwingt den Kanon "Lobe den Herrn, meine Seele" oder "Bewahre uns, Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsern Wegen". Das macht Freude und stärkt. Langsam wird mir bewusst, dass der Kirchentag langsam seinem Ende zugeht. Noch sind wir aber Mittendrin. Auch am  Samstag hat das Regenbogenzentrum auf dem Kirchentag noch den ganzen Tag geöffnet. Das Abschlussfest wird dort am Abend von 20 Uhr bis 22 Uhr gefeiert. Alle sind willkommen.

weitere Blogs

In einer Kirche hängt links neben dem Altar ein Schild mit der dreisprachigen Aufschrift No pasar - Überholverbot - no passing
In Spanien gibt es ein Überholverbot am Altar.
G*tt ist Körper geworden. Was für eine Gedanke! Birgit Mattausch geht ihm nach.
Heute erscheint der sechste und vorerst letzte Beitrag unserer Themenreihe Polyamorie. Katharina Payk fragt: Wo kommt Polyamorie im Kontext von Kirche und Pfarrgemeinde vor?