Die Frage der Woche, Folge 105: Wie panscht man Sprache richtig?

Die Frage der Woche, Folge 105: Wie panscht man Sprache richtig?
Die EKD ist Sprachpanscherin des Jahres 2017? Herzlichen Glückwunsch!

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer

der Verein Deutsche Sprache hat die EKD zum Sprachpanscher des Jahres 2017 erklärt! Nicht zur Sprachpanscherin. Das wäre zwar richtiger, aber Vorsicht: Das könnte was mit Frauen zu tun haben, und das geht wohl ja gar nicht. Denn dass im Kirchentagsgesangbuch bei "Der Mond ist aufgegangen" aus dem "kranken Nachbarn" in der letzten Zeile "alle kranken Menschen" wurden, ist für den Verein eine geschlechtsneutrale Sprachpanschung. Könnte man auch inklusiv lesen bei so einer Veranstaltung wie dem Kirchentag, aber ¯\_(?)_/¯ .

In seiner Pressemitteilung sieht der Verein auch "godspots", die bundesweit einsetzbaren Wlan-Hotspots der EKBO, als Verhöhnung Martin Luthers. Ich zitiere:

"Großes Unverständnis rufen etwa die sogenannten "godspots" hervor (gemeint ist kostenloses WLAN), die es neuerdings in vielen evangelischen Kirchen gibt; Sprachfreunde sehen das als Verhöhnung von Martin Luther, der für seine Bibelübersetzung oft wochenlang nach deutschen Wörtern suchte. Auch das Programm mit dem Motto „Segen erleben – Moments of Blessing“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg, mit der interaktiven Installation „BlessU-2“, hätte der große Reformator sicher vor die Tür gesetzt."

Da will ich der EKHN doch direkt gratulieren. Sie hat schließlich etwas Neues gemacht, das die Menschen mindestens zum Innehalten angehalten hat, wenn nicht zum Nachdenken oder sogar dazu, sich einen Segen abzuholen. Und gleichzeitig eine kleine Diskussion angestoßen, was ein Segen eigentlich ist und sein kann. Klingt für mich mehr nach Luther, als sich darüber zu beschweren, dass Menschen neue Worte erfinden. Der war schließlich auch ein übelster Sprachpanscher, weil er das Bibelwort im Gottesdienst verwässert und verweltlicht hat, jedenfalls aus Sicht des Coetus Lingua Latina.

"Wlan" steht übrigens für Wireless Local Area Network. Da ist in der Pressemitteilung aber scheinbar niemand drüber gestolpert...

Wie dem auch sei: Wer eines von diesen kritisierten kabellosen Weltnetzwerkzugangskästchen haben will, melde sich direkt bei der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Die EKBO hat nämlich Interesse daran, diesen freien Zugang zu einer zeitenverändernden Technologie möglichst vielen Menschen zur Verfügung zu stellen. Ist doch schön, wenn so ein eingängiger Name wie "godspot" dafür sorgt, dass immer mehr Menschen darauf aufmerksam werden. Auch dafür herzlichen Dank an den Verein!

###extern|twitter|hannesleitlein/status/901347337062281217###

Ich wünsche euch und Ihnen ein gesegnetes Wochenende!


Wenn Sie Fragen zu evangelisch.de oder unseren Themen haben, sind die Redaktion und ich auf vielen verschiedenen Kanälen erreichbar:

- unter diesem Blogeintrag in der Kommentarfunktion

- evangelisch.de auf Twitter als @evangelisch_de und auf Instagram als evangelisch.de

- ich selbst auf Twitter unter @dailybug

- evangelisch.de auf Facebook

Alle Fragen zu Kirche und Glauben beantwortet Ihnen unser Pastor Frank Muchlinsky auf fragen.evangelisch.de.

Ich werfe an dieser Stelle mehr oder weniger regelmäßig einen Blick auf die vergangene Woche und beantworte außerdem Ihre Fragen zu evangelisch.de, so gut ich kann. Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Start ins Wochenende!

weitere Blogs

Altar mit dekoriert in Regenbogen-Farben
Für diesen Blogbeitrag habe ich ein Interview mit Lol aus Mainz geführt. Lol ist christlich, gläubig und non-binär. Nicht für alle christlichen Kreise passt das gut zusammen.
Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten. Heute: mein Glaube in diesem November
Weihnachtsbaum Emil beim Abtransport für Kasseler Weihnachtsmarkt
In Kassel war der Weihnachtsbaum zu dick für den Transport