Letzter Modetrendschrei. Oder so

Letzter Modetrendschrei. Oder so

Viel ist schon geschrieben worden über die Stereotypen, die die Briten für uns Deutsche bereithalten. Mich hat in meiner Zeit in England allerdings noch niemand nach Bratwurst und Sauerkraut gefragt und ich wurde auch noch nicht als Nazi beschimpft. Und die Revolverblätter, in denen diese Klischees (angeblich) verbreitet werden, lese ich einfach nicht.

Amüsant finde ich dagegen, was manchmal auch in ernstzunehmenden deutschen und britischen Zeitungen zum neusten Trend im jeweils anderen Land erklärt wird. Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen hier auf der Insel Artikel über Dinge, die angeblich „ganz Deutschland beschäftigen“. Seltsam nur, dass ich auf keiner deutschen News-Webseite etwas darüber finde, so sehr ich auch suche, und auch meine Freunde und Familienmitglieder in Deutschland noch nie etwas davon gehört haben.

Umgekehrt gilt dies natürlich ebenso. Vor Kurzem wurde beispielsweise in mehreren deutschen Medien über den „Trend ‚Green Gym’“ berichtet, der nun auch nach Deutschland komme. Freiwillige treffen sich dabei zum gemeinschaftlichen Gärtnern in Parks und Grünanlagen, um dort unter Anleitung etwas für ihre Gesundheit und die Umwelt zu tun, indem sie Gymnastik machen, Unkraut jäten und Stauden pflanzen. Dass die Idee aus Großbritannien stammt, versteht sich von selbst, denn „die Briten sind ein Gartenvolk und sportlich noch dazu, sie wissen, wie man Bewegung mit Nützlichem verbindet“, wie es in einem der Artikel heißt.

Da bis dahin weder ich noch der Mann von dieser Organisation gehört hatten, mussten wir erst mal googeln. Dabei stellte sich heraus, dass das Ganze bereits 1997 von The Conservation Volunteers (TCV) gegründet wurde und heute in England, Schottland, Wales und Nordirland ca. 6000 Mitglieder hat, die sich regelmäßig im Freiluft-Fitnesstudio treffen, um sich und anderen Gutes zu tun. Und Tee zu trinken: „Tea break is very important!“, verkündet die Webseite.

Als „neu“ und „Trend“ kann man das Green Gym also zwar nicht unbedingt bezeichnen. Aber egal, ich finde die Idee gut und hoffe, dass sie sich (in dieser oder anderer Form) auch in Deutschland etabliert. Und wenn es dem guten Zweck dient, kann dafür von mir aus auch auf Klischees zurückgegriffen werden.

P.S.: Die Schwester betätigte mir im letzten Jahr nach ihrem Urlaub im Wellness-Hotel in Italien, dass das gängigste Stereotyp, das die Briten über Deutsche haben, zutrifft: Jeden Morgen, wenn sie sich ein Plätzchen am Pool sichern wollte, waren schon alle Liegen belegt – von den Handtüchern der anderen deutschen Gäste.

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