Oachkatzlschwoaf

Oachkatzlschwoaf

Unsere Bemühungen in Sachen wildlife gardening werden von der örtlichen Fauna dankbar angenommen. Nicht alle Besucher standen jedoch ursprünglich auf der Gästeliste. Grob gesagt lassen sich die Gäste in drei Kategorien einteilen: die willkommenen (Insekten, Vögel, Igel, Frösche), die unwillkommenen (Schnecken, Nachbars Katzen) und die uneingeladenen, aber trotzdem willkommenen.

Zur dritten Sorte gehört zum Beispiel das Eichhörnchen. Regelmäßig kommt es in den Garten, um sich an den Vogelfutterstellen gütlich zu tun und einen kräftigen Schluck aus dem Vogelbad zu nehmen. Eigentlich dürfte ich mich über seine Anwesenheit nicht freuen. Denn es handelt sich um ein Grauhörnchen, die aus Nordamerika eingeschleppte Hörnchenart, die in Großbritannien bereits weitgehend das rote Eichhörnchen verdrängt hat. Nur in Schottland und einigen kleinen Nadelwaldgebieten bekommt man die Roten überhaupt noch zu Gesicht.

Zur Ehrenrettung des Grauhörnchen muss man allerdings sagen, dass es im Konkurrenzkampf mit dem roten Eichhörnchen nicht nur deshalb erfolgreicher ist, weil es größer ist und dem kleineren Verwandten die Nahrung wegfrisst, sondern auch, weil es schlauer ist. Grauhörnchen haben ein weit besseres Gedächtnis und wissen sehr genau, wo sie ihre Nüsse verbuddelt haben. Außerdem beobachten sie rote Eichhörnchen beim Vergraben ihrer Nahrung, um diese dann zu stibitzen. Umgekehrt täuschen sie nur vor, etwas Essbares im Boden zu versenken, wenn sie sich von anderen Eichhörnchen (oder Grauhörnchen) beobachtet wissen.

Mein Wissen in Sachen Nagetiere habe ich aus einer Natursendung, die neulich im Fernsehen lief. Zu sehen war darin unter anderem ein Schotte, der sich rühmte, sozusagen im Auftrag des roten Eichhörnchens bereits weit mehr als 20.000 Grauhörnchen geschossen oder in Fallen gefangen zu haben. Während des Gesprächs saßen Interviewer und Interviewter im örtlichen Pub vor einem Teller Eichhörnchenbraten, traditionell britisch angerichtet mit Kartoffeln und grünem Gemüse. Der Mann von der BBC hatte allerdings sichtliche Vorbehalte gegen das Mittagessen, trotz grundsätzlichen Verständnisses für die Probleme des roten Eichhörnchens.

So ähnlich geht es mir auch. Der Verstand sagt: Ich sollte das grey squirrel wahrscheinlich nicht mit Nahrung unterstützen, sondern es bei seinem Erscheinen zumindest verjagen. Es dem oben erwähnten Schotten gleichzutun, kommt für mich schon deshalb nicht in Frage, weil ich vegetarisch lebe.

Andererseits ist es ja zumindest hier im englischen Teil der britischen Insel bereits eh zu spät für die Roten. Und ja, ich gebe es zu, ich freue mich, wenn ich vom Frühstückstisch aus beobachten kann, wie der Nager kopfüber an einem Ast baumelt, sich nur mit dem Schwanz festzuhalten scheint, mit seinen kleinen Vorderpfoten nach den Sonnenblumenkernen reicht und uns dabei seinen weißen Bauch entgegenstreckt.

Deshalb: Auch wenn es nicht eingeladen war –von mir aus darf das Hörnchen gern wiederkommen. Man kann sich seine Gäste eben nicht immer aussuchen.

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