Rekorde über Rekorde: Im Jahr der Olympischen Spiele in London werden auch im Rest Großbritanniens - allerdings in einer weniger sportlichen Disziplin - Spitzenwerte gemessen: Dem wärmsten März seit Beginn der Temperaturmessungen folgte der nasseste April seit 100 Jahren und nun die kälteste erste Maihälfte ever. Seit Anfang April ist das Thermometer in den Midlands nicht mehr über 15 Grad gestiegen, und wir sind schon glücklich, wenn überhaupt zweistellige Werte erreicht werden.
Egal. Ich bin wild entschlossen, ein Zeichen zu setzen. Ende des Monats kommen Schwester und Schwager zu Besuch, und dann werden wir im Garten sitzen. Schließlich ist bald Sommer. Punkt. Egal, wie das Wetter ist. Leider haben wir bisher aber nichts, worauf man sitzen könnte, falls der Rasen denn doch zu nass ist. Ergo: Gartenmöbel müssen her. Keine trendy Hollywoodschaukel (die fand ich in meiner Kindheit klasse, doch die ist lange vorbei), kein Beach-Bar-tauglicher Strandkorb (Strandkörbe sind in England unbekannt), keine Gartenbank (die kommt erst, wenn der Teich ausgehoben ist) und auch keine Gartenliege (das wäre dann doch etwas zu vermessen angesichts der momentanen Temperaturen), sondern ein stinknormaler Tisch mit vier Stühlen.
Nichts leichter als das, möchte man denken. Schließlich quellen Gartencenter, Baumärkte, Möbelgeschäfte und Internetversandhäuser zur Zeit über vor Sitzgarnituren für Balkon und Terrasse. Groß und klein, klapp- und/oder stapelbar, aus Holz, Metall , Plastik oder Rattan, mit und ohne Sonnenschirm - schier endlos ist das Sortiment. Und damit die Qual der Wahl groß.
Die Optik (bzw. der persönliche Geschmack) (= zu häßlich), der Preis (= zu teuer) und die Größe (= zu groß oder zu klein) schränken die Auswahl dann schon reichlich ein. Ergonomie (= unbequem), Wetterbeständigkeit und Haltbarkeit sind weitere Kriterien bei der Entscheidung. Übrig bleibt in unserem Fall ein runder Tisch mit vier Stühlen aus Holz. Akazienholz aus Asien, um genau zu sein. Und damit ein Problem. Denn wie Greenpeace, Robin Wood und viele andere Umweltorganisationen seit langem kritisieren, stammt ein Großteil der Hölzer, aus denen die Gartenmöbel für den europäischen Markt gefertigt werden, aus Raubbau in den tropischen Wäldern.
Vor allem aus Indonesien, Vietnam, Malaysia, Thailand, Kambodscha, Laos, Kamerun, Kongo und Gabun kommen die wertvollen Harthölzer wie Teak und Akazie. Gnadenlos wird dort abgeholzt, ohne Rücksicht auf Ureinwohner, Tierwelt und Klima. Daran wollen wir uns natürlich nicht beteiligen - man kann nicht einerseits einen naturnahen Garten schaffen und dann Tropenholzmöbel darin aufstellen.
Akzeptabel sind laut Umweltorganisationen lediglich Hölzer mit dem FSC-Siegel. Beim Forest-Stewardship-Council-Zertifikat handelt es sich um ein internationales Waldgütesiegel, das nur nach strengen ökologischen, menschenrechtlichen und ökonomischen Gesichtspunkten und Kontrollen vergeben wird. Dieses Siegel muss in die Möbel eingestempelt, eingebrannt, darauf aufgeklebt oder als Plakette angebracht und mit einer Prüfnummer versehen sein.
Leider habe ich nichts davon auf dem Set entdeckt, das wir uns ausgesucht haben. Auf den Internetseiten verschiedener Anbieter ist nur etwas wischi-waschi von Plantagenanbau die Rede. Vor dem Kauf werden wir also beim Hersteller bzw. Verkäufer nachfragen müssen. Sollte das Holz nicht zertifiziert sein, werden wir auf heimische Hölzer wie Buche, Eiche oder Robinie zurückgreifen. Das ist eh besser, schon wegen der kürzeren Transportwege.
So viel ist sicher: Bis Ende des Monats werden wir Sitzmöbel für den Garten haben. Egal, was das Wetter macht. Zum warm werden singen wir notfalls das englische Kinderlied:
Whether the weather be fine,
Or whether the weather be not,
Whether the weather be cold,
Or whether the weather be hot,
We'll weather the weather
Whatever the weather
Whether we like it or not.
Was Sie beim Gartenmöbelkauf beachten sollten:
- Holz: Langlebig und zeitlos, muss aber regelmäßig geölt, gewachst oder lackiert werden (am besten zu Beginn der Gartensaison und vor dem Einlagern im Herbst). Abdecken verlängert die Lebensdauer. Im Winter in der Garage oder im Keller lagern, nicht im Haus, dort ist es zu warm (Stauraum einplanen). Schwer. KEIN Tropenholz ohne FSC-Zertifikat kaufen! (Eine Liste von Greenpeace,welche Hölzer unbedenklich und welche besser vermieden werden sollen, finden Sie hier)
- Plastik: Am pflegeleichtesten, aber auch gewichtsmäßig auf der leichten Seite - bei starkem Wind fliegen sie gern mal auf der Terrasse herum. Wer die Farbe und die oberste Schutzschicht möglichst lange erhalten möchte, sollte auch Plastikmöbel immer abdecken. Können im Winter draußen bleiben.
- Rattan / Korb / Bambus: Schick, aber nicht sehr wetterbeständig und nicht lange haltbar. Müssen abgedeckt und im Winter nach drinnen gebracht werden (Stauraum). Polyrattan (echtem Rattan nachempfundenes Kunststoffgeflecht) ist allerdings wetterfest wie Plasstikmöbel und kann im Winter draußen bleiben.
- Metall: Eisen ist sehr schwer, Alu sehr leicht. In jedem Fall braucht man Sitzkissen, da Metall - abgesehen davon, dass es hart und unbequem ist - in der Sonne sehr heiß und und bei kühlem Wetter sehr kalt wird. Kann aber u.U. im Winter draußen bleiben.