Familienplanung bei Sisyphosens

Familienplanung bei Sisyphosens

Vögel sind ein undankbares Volk. Den ganzen Winter über sind wir mit dem Ausstreuen des Vogelfutters kaum nachgekommen, so viele Piepmätze warteten im Garten auf einen leckeren Happen. Seit einigen Wochen jedoch werden die Besuche unregelmäßiger. Selbst das zutrauliche Rotkehlchen schaut gemeinsam mit seiner Partnerin nur noch sporadisch vorbei, um ein paar Mehlwürmer abzustauben. Und Amselina haben wir 14 Tage lang überhaupt nicht gesehen.

Vermutlich sind sie alle mit Familienplanung beschäftigt –leider nicht in unserem Garten. Der Brutkasten, den wir in –so dachten wir –idealer Lage befestigt haben, wurde zwar mehrfach von Robbie, den Spatzen und den Meisen inspiziert, aber letztlich offenbar für untauglich befunden. Uns die Treue gehalten und im wahrsten Sinne des Wortes eingenistet haben sich lediglich die beiden Ringeltauben. Unermüdlich tragen sie seit Wochen dünne Zweigchen in die Spitze der Thujas, unterbrochen nur von kurzen Schäferstündchen auf dem Gartenzaun. Gemessen an der Zahl der Ästchen, die Woody und seine Angebetete bereits in den Baum befördert haben, muss es sich um ein Projekt in der Größenordnung des Turmbaus zu Babel handeln.

Besonders schlau stellen sich die beiden allerdings nicht an: Da die Zweige natürlich quer im Schnabel liegen, ist es schwierig, sie ins dichte Grün der Lebensbäume zu bugsieren. Mindestens die Hälfte des Nistmaterials ist zu lang für dieses Manöver und landet auf dem Rasen, der inzwischen übersät ist mit Hölzchen. Viele andere Zweige fallen spätestens dann wieder herunter, wenn etwas stärkerer Wind die Thuja ins Schwanken bringt. Wenn das so weitergeht, werden wir noch lange auf Ringeltaubenküken warten müssen. Vielleicht sollten wir Woody lieber umbenennen –in Sisyphos.

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