Kostet Arbeit in Deutschland zu wenig?

Kostet Arbeit in Deutschland zu wenig?
Deutschland liegt bei den Arbeitskosten für die Privatwirtschaft im westeuropäischen Mittelfeld. Mehr Lohn würde der Wirtschaft aber auch nicht schaden, sagen die Forscher der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

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Mit 31 Euro pro Arbeitsstunde im vergangenen Jahr nimmt Deutschland im europäischen Vergleich den achten Platz ein, hat das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf errechnet. Gegenüber dem Vorjahr sei die Bundesrepublik eine Position nach unten gerutscht, erklärte das Institut am Montag bei der Vorstellung der Datenanalyse in Berlin. An der Spitze liegt Schweden mit 42,20 Euro Arbeitskosten pro Stunde, gefolgt von Belgien, Dänemark und Frankreich. Schlusslicht ist Bulgarien mit 3,60 Euro.

Große Unterschiede gibt es bei den Arbeitskosten zwischen den Bereichen Industrie und Dienstleistungen. Im verarbeitenden Gewerbe nimmt Deutschland mit 35,10 Euro pro Stunde den fünften Platz nach Schweden, Belgien, Dänemark und Frankreich ein. Im privaten Dienstleistungssektor erreicht Deutschland mit 28,40 Euro Arbeitskosten pro Stunde den neunten Platz. Spitzenreiter sind in beiden Bereichen Schweden, Belgien und Dänemark. Schlusslichter sind Lettland, Litauen, Rumänien und Bulgarien.

Forscher fordern höhere Lohnsteigerungen

Die Arbeitsmarktforscher verdeutlichten, dass sie einen Anstieg der deutschen Arbeitskosten aus marktwirtschaftlicher Sicht begrüßen würden. Erfolg sei im Außenhandel zwar sehr wichtig. Aber er werde nicht dadurch erreicht, dass ein Land seine Überschüsse immer weiter maximiere, erklärte Institutsdirektor Direktor Gustav Horn. Zu Recht sorgten die "enormen Überschüsse in der deutschen Leistungsbilanz" für internationale Kritik. Die Kehrseite möglichst niedrig gehaltener Arbeitskosten seien eine schwache Entwicklung bei Löhnen, bei der Binnennachfrage, Importen und Investitionen.

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Allerdings seien die Arbeitskosten in der deutschen Privatwirtschaft im vergangenen Jahr und im ersten Halbjahr 2013 um 2,8 Prozent und damit etwas stärker als im gesamten Euro-Raum gestiegen, räumten die Autoren der Studie ein. Gesamtwirtschaftlich sei es aber besser, wenn die Löhne in Deutschland für eine absehbare Zeit jährlich um deutlich mehr als drei Prozent zulegten. Nach einem Jahrzehnt von Reallohnrückgängen beziehungsweise Reallohnstagnation seien entsprechende Zuwachsraten ein Schritt in die richtige Richtung.

Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, Aufwendungen für Aus- und Fortbildung sowie als Arbeitskosten geltende Steuern. Die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung nutzten den Angaben zufolge Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat.