Die beiden großen Kirchen wenden sich gegen die Streichung eines Feiertages, um die Wirtschaft in Deutschland anzukurbeln. "Es ist gut, in Zukunft zu investieren - finanziell wie kulturell. Feiertage dafür zu streichen, ist der falsche Weg", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz verwies auf die kulturellen Wurzeln des Landes.
Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sagte: "Wir alle sind gefragt, um die Wirtschaft spürbar anzukurbeln - Mehrarbeit wäre eine Stellschraube." In der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag) argumentierte der Ökonom, bei der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Arbeitnehmer belege Deutschland unter allen Industrienationen den letzten Platz. "Dänemark hat es vorgemacht: Im vergangenen Jahr hat unser skandinavischer Nachbar einen Feiertag gestrichen. Dadurch sind 400 Millionen Euro mehr in den Staatshaushalt geflossen. Auch für Deutschland wäre die Abschaffung eines bundesweiten Feiertags eine Option - das könnte immerhin bis zu 8,6 Milliarden Euro einbringen", sagte Hüther.
Der Präsident des Verbandes Unternehmer NRW, Arndt Kirchhoff, sagte der Zeitung, er sei sehr dafür, die Streichung eines Feiertages ernsthaft ins Auge zu fassen. "Wir alle wissen, dass die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in den kommenden Jahren massiv abnimmt. Wir werden daher um eine Erhöhung des Arbeitsvolumens nicht herumkommen", sagt er.
Der rheinische Präses Latzel sagte der "Rheinischen Post", Feiertage dienten der Erholung, der Gemeinschaft und der geistlichen Orientierung. Daran mangele es der Gesellschaft gerade massiv. Matthias Kopp, Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, sagte der Zeitung, christliche Feiertage prägten die Kultur und Tradition des Landes und ermöglichten die gemeinschaftliche Religionsausübung. "Wir sehen daher nicht, dass die Folge der Schuldenaufnahme als erstes die Abschaffung eines christlichen Feiertages sein soll", sagte er mit Verweis auf die jüngst beschlossenen Finanzpakete.
Auch der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp kann der Debatte um die Streichung eines gesetzlichen Feiertages nichts abgewinnen. Die Diskussion sei lächerlich, sagte er am Sonntagabend in Augsburg. Menschen, die viel arbeiteten, müssten sich auch erholen und schöne Erlebnisse haben können. Außerdem seien die Feiertage, die mehrheitlich christlicher Natur sind, ein Kulturgut.
Vor einigen Tagen hatte sich bereits Handwerkspräsident Jörg Dittrich für die Streichung eines Feiertages ausgesprochen. Man werde nicht darum herumkommen, "uns auf eine Liste der Grausamkeiten zu verständigen". "Die neuen Realitäten erfordern einen fröhlichen Fleiß, um das Erworbene zu erhalten", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".