Der Ertrag, den die Arbeit für die Gesamtgesellschaft habe, trete immer stärker in den Vordergrund, sagt Kunath anlässlich des 1. Mai. Damit würden Menschen, die nicht arbeiteten, oft als defizitär gesehen, kritisierte Kunath. Der Unterschied zwischen faul und fleißig sei zum politischen Hauptnarrativ geworden. Statt Menschen als arbeitsunwillig oder gar als "Sozialschmarotzer" zu bezeichnen, sollte vielmehr überlegt werden, unter welche Bedingungen diese Menschen arbeiten könnten.
Arbeit solle sinnerfüllend und identitätsstiftend sein und gehöre unabdingbar zur Menschenwürde, sagte der Mannheimer Wirtschafts- und Sozialpfarrer Maximilian Heßlein. Er verwies auf Arbeiten, die für eine funktionierende Gesellschaft dringend erforderlich seien, aber schlecht oder sogar gar nicht bezahlt würden. Dazu gehöre etwa die Care-Arbeit.
Der Druck auf die Beschäftigten sei in den vergangenen Jahren weiter gestiegen, berichtete Heßlein aus der Arbeit von kirchlichen Beratungsstellen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Vor allem ältere Menschen würden demnach von Arbeitgebern unter Druck gesetzt. Hier könne der kda als Ansprechpartner vermitteln.
Allein bei der Konflikthotline Baden-Württemberg e.V. seien im vergangenen Jahr mehr als 500 Anrufe eingegangen. Die regionalen Beratungsstellen erhielten weitere 250 Beschwerden.