Gerade verletzlichen Menschen werde etwa durch die Abwicklung der Entwicklungshilfe USAID momentan die Lebensgrundlage entzogen. "Das stürzt sie ins Elend. Es kostet Menschenleben", sagte der ehemalige Ratsvorsitzender EKD, Heinrich Bedford-Strohm.
Die Folgen der "ebenso rücksichtslosen wie konfusen Zollpolitik der US-Regierung" würden die Menschen gerade als "bitteres Erwachen" beim Einkaufen erleben. Wer keine Billigware aus Ländern mit niedrigen Löhnen importieren wolle, müsse Preise bezahlen, die auf amerikanischen Löhnen beruhen. "Und diese Preise sind natürlich erheblich höher."
Zugleich mahnte der Theologe in Deutschland, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist, "nicht hysterisch zu werden und seine USA-Urlaube abzusagen, weil irgendwann einer von Hunderttausenden von Touristen bei der Passkontrolle Probleme bekommen hat." Dies seien Einzelfälle, "die aber medial so durchschlagen, dass sie den Leuten Angst machen".
Das Schlimme am Umgang der Trump-Administration mit der Flüchtlingsfrage sei nicht der Versuch, bessere Regelungen zur Steuerung der Migrationsbewegungen zu finden, das sei legitim. "Das Schlimme ist der menschenverachtende Ton, der in dieser Debatte in die Gesellschaft eingezogen ist." Religion nutze Trump für seine Zwecke, "so unverfroren wie wir das selten zuvor erlebt haben".
Nach Einschätzung von Bedford-Strohm hielten auch viele seiner Wähler den Präsidenten nicht für einen wirklich religiösen Menschen. "Sie haben ihn trotz seiner Persönlichkeit gewählt, weil sie sich einen Wirtschaftsaufschwung versprochen haben." Es sei "traurig, wenn Religionsvertreter sich dafür hergeben, Trumps Verletzung grundlegender Maßstäbe nicht nur kritiklos hinzunehmen, sondern ihn geradezu als Messias zu verklären".
Religionsvertreter verklärten Trump
In den beiden Wochen, die der 65-Jährige seit Trumps Amtsübernahme in den USA bei seiner Familie verbrachte, habe er "viel Schockstarre wahrgenommen". Zugleich würde sich die Schockstarre allmählich lösen und viele Menschen begännen, vor Ort für die Demokratie einzustehen. "Ich wünsche mir, dass in unseren Medien nicht immer nur die politischen Amokläufe der Trump-Regierung gezeigt werden, sondern viel mehr auch das andere Amerika, das sich nach meiner Prognose als stärker erweisen wird, als wir das gegenwärtig erwarten."