Papst Franziskus am Ostermontag gestorben

Papst Franziskus
Andrew Medichini/dpa
Papst Franziskus nahm am 6. Oktober 2024 an einem Friedensgebet in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom teil.
Papst "vom Ende der Welt"
Papst Franziskus am Ostermontag gestorben
Er sei ein Papst "vom Ende der Welt". So scherzte Jorge Mario Bergoglio über sich selbst, nachdem er am 13. März 2013 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde. Er gab vielen Menschen Hoffnung. Am Ostermontag ist er gestorben.

Als Papst Franziskus am 13. März 2013 die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. antrat, galt er als Kirchenoberhaupt des Volkes, als jemand mit offenen Ohren, der mehr den Sorgen der Gläubigen zugetan war als denen der römischen Kurie. Er sei ein Papst "vom Ende der Welt", so scherzte Jorge Mario Bergoglio beim Amtsantritt über sich selbst. Der erste Papst aus Lateinamerika gab vielen Menschen Hoffnung. Nun ist er am Ostermontag früh im Alter von 88 Jahren überraschend gestorben.

"Nein, ich wollte nicht Papst werden. Ein Mensch, der Papst werden will, liebt sich nicht selbst", sagte Franziskus nur wenige Wochen nach seiner Wahl bei einer Fragestunde mit Jesuitenschülern im Vatikan. Ende 2015 erzählte er bei einer Audienz für Mitglieder katholischer Jugendchöre: "Als ich klein war, habe ich gedacht, dass ich einmal Metzger werde. Das hätte mir gefallen."

Der erste Jesuit an der Spitze der katholischen Kirche setzte bereits mit seiner Namensfindung, dem Bezug auf den heiligen Franz von Assisi (um 1181-1226) ein Zeichen: Da ist einer, schien er sagen zu wollen, der Bescheidenheit nicht nur predigt, einer, der vor allem die Menschen am Rande der Gesellschaften im Blick hat und in den Fokus rückt. Franziskus sei für ihn der Mann der Armut, des Friedens, der die Schöpfung liebe und bewahre, erklärte Bergoglio seine Wahl.

Papst Franziskus predigte nicht nur Barmherzigkeit und Bescheidenheit, er lebte sie in seinem päpstlichen Alltag auch vor. Statt der edlen roten Papstschuhe bevorzugte Bergoglio einfache schwarze Modelle. Statt in der prunkvollen Papstwohnung wohnte er in dem schlichten Gästehaus Santa Marta. Zu Terminen in Rom ließ er sich statt in einer gepanzerten Limousine im schlichten Kleinwagen kutschieren - auch wenn Kritiker fanden, das alles sei nur aufgesetzt.

Die Nähe der Menschen gesucht

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. schien Franziskus die Nähe zu den Menschen zu genießen, sie geradezu zu suchen. Auch rhetorisch hat es der Papst aus Argentinien verstanden, den Gläubigen nahe zu sein. Franziskus war ein Freund einer klaren, einfachen Sprache. Unvergessen sein erstes Angelus-Gebet nach seiner Ernennung zum Pontifex. Zu dessen Ende wünschte er den 150.000 Menschen, die ihm auf dem Petersplatz zujubelten, einen "schönen Sonntag und guten Appetit". "Buon pranzo" - diese Grußformel wurde zu seinem Markenzeichen.

Papst Franziskus wurde als Jorge Manuel Bergoglio am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires geboren. Viele hofften nach seiner Wahl zum Papst auf eine echte Erneuerung der katholischen Kirche. Franziskus kritisierte immer wieder die "Selbstbezogenheit" der Kurie und betonte bei unzähligen Gelegenheiten den dringenden Bedarf, die Weltkirche inhaltlich und organisatorisch neu zu ordnen.
Bereits im Juni 2013 wurde die Päpstliche Kommission für die Vatikanbank (IOR) gegründet, wenig später das vatikanische Strafrecht und dessen Gerichtsbarkeit reformiert. 2016 legte Franziskus außerdem mehrere Räte zu großen Dikasterien zusammen, um den Verwaltungsapparat zu verschlanken.

Mit seinen zahlreichen Auslandsreisen lenkte Franziskus den Blick der Öffentlichkeit auf die Konfliktregionen der Welt. Im Juli 2013 besuchte er die italienische Insel Lampedusa und machte damit die Flüchtlingskrise und die Migrationspolitik der Europäischen Union zu einem zentralen Thema seines Pontifikats. Ende 2014 sagte Franziskus in einer Rede vor dem Europaparlament: "Man kann nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zu einem Friedhof Europas wird."

Papst der klaren Worte

Auch gegenüber den eigenen Reihen fand Franziskus oft klarere Worte als seine Vorgänger im Papstamt. Nachdem seine Reise nach Chile 2018 vom dortigen Missbrauchsskandal überschattet wurde, berief Franziskus einen Sondergipfel der nationalen Bischofskonferenzen ein und rückte die Verbrechen damit international ins Bewusstsein.

Doch in vielen Bereichen konnte auch Franziskus nur wenig bewegen. Die von ihm einberufene Weltsynode, ein dreijähriger Prozess, der im Herbst 2024 zu Ende ging, und in dem die Strukturen der Kirche auf den Prüfstand gestellt wurden, endete für viele Beobachter enttäuschend. Bei der Frage der Abschaffung des Zölibats oder der Zulassung von Frauen zum Diakonat etwa ist die Kirche bis heute nicht weiter.

"Ein Papst ist nicht so allmächtig, wie die Leute sich das vorstellen", sagte Kardinal Walter Kasper der ARD im Frühjahr 2023 über Papst Franziskus. "Ja, er ist ein Reformer. Das ist ganz eindeutig. Aber eben nicht in dem Sinne, wie man es in Deutschland manchmal will."

2015 sagte Franziskus in einem Interview über die vermutliche Dauer seines Pontifikats: "Ich habe das Gefühl, dass der Herr mich für eine kurze Sache eingesetzt hat. Es ist aber nur ein Gefühl". Zuletzt war Franziskus körperlich sehr geschwächt: Wegen seiner Knieprobleme war er immer öfter auf den Rollstuhl angewiesen. Es folgten Operationen am Darm. Nach einem fünfwöchigen Krankenhausaufenthalt, während dem er unter anderem wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt worden war, war Franziskus am 23. März aus der Gemelli-Klinik in Rom entlassen worden. Seitdem wurde er in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta weiter medizinisch betreut.

Kurz bevor Papst Franziskus am Sonntag auf der Loggia des Petersdoms erschienen war, hatte er den US-Vizepräsidenten James D. Vance getroffen. Dieser schrieb nach Bekanntwerden des Todes bei X, sein Herz sei bei den "Millionen Christen der Welt, die ihn geliebt haben". Er sei glücklich, Franziskus am Sonntag gesehen zu haben, obwohl er offensichtlich sehr krank gewesen sei.