Hinter einem großen Bücherstapel auf ihrem Arm lugt Mitarbeiterin Monika Groher hervor. "Wusstest du, dass wir die größte Auswahl von Bibeln in Nürnberg haben?", sagt sie in die Handykamera. Das kurze Video soll in den nächsten Wochen zusammen mit vielen anderen auf dem Instagram-Kanal der Alpha-Buchhandlung Nürnberg erscheinen. Das Ziel: Aufmerksamkeit generieren und möglichst viele Kundinnen und Kunden anlocken. Dabei geht es um nicht weniger als das Überleben der Buchhandlung.
"Ich weigere mich einfach, mich entmutigen zu lassen", sagt Filialleiterin Klaudia Schönhoff. Seit dem 13. März ist sie im Kampfmodus - da hat die christliche Alpha-Buchhandelskette Insolvenz angemeldet. Bundesweit sind 15 Filialen mit insgesamt 88 Mitarbeitenden betroffen. Aus der Brunnen-Verlag GmbH in Gießen, zu der Alpha gehört, hieß es zuletzt, nach den Pandemiejahren sei die Stammkundschaft weniger geworden. Auch der Anstieg der Mieten und der Lohnkosten, ein verändertes Einkaufsverhalten und die allgemeine wirtschaftlich angeschlagene Situation des stationären Buchhandels hätten zu den Schwierigkeiten bei der Sanierung beigetragen.
In Bayern bangen die Buchhandlungen in Nürnberg, Lauf und Puschendorf um ihr Weiterbestehen. Lange Jahre habe Nürnberg Top-Umsätze geliefert, erzählt Schönhoff, bis vor drei Jahren keine neue Filialleitung gefunden werden konnte. Erst seitdem sie letzten August das Ruder übernahm, stabilisierten sich die Einnahmen. Jetzt gehe es darum, bis Ende April möglichst erfolgreich zu sein, damit interessierte Investoren die Buchhandlung übernehmen und weiterführen.
Dass nicht nur die Mitarbeiterinnen an ihrer Buchhandlung in Nürnberg hängen, zeigt die sogenannte Hoffnungswand. Mitten im Geschäft steht eine Magnetwand, an der handgeschriebene gelbe Notizen hängen. Es sind gute Wünsche von Kundinnen und Kunden. "Nürnberg braucht eine christliche Buchhandlung!", steht auf einem Zettel, "ein Ort der Hoffnung" auf einem anderen. "Die Alpha ist für mich ein Ruheort", schreibt eine Kundin. Dass ihre Filiale mehr als eine klassische Buchhandlung ist, betont auch Klaudia Schönhoff. "Menschen finden hier Bücher, die ihnen Hoffnung und Orientierung schenken", sagt sie. Somit sei es auch ein Ort der Ermutigung und des Trostes.
Das Angebot der Buchhandlung reicht von Bibeln über Kinderbücher, israelische Weine und Sachbücher bis hin zu christlichen Geschenkartikeln für besondere Anlässe wie Taufe und Hochzeit. Stammkunde Peter Klöckner lässt sich an diesem Tag von Monika Groher beraten. "Ich habe das mit der Insolvenz mitbekommen und bin dann gleich gekommen, um einen Gutschein für einen Freund zu kaufen", erzählt der Theologie-Student. Er hat auch eine Bibel dabei, für die er einen Einband möchte. Die Buchhändlerin zückt ihr Maßband. "Bibeln gibt es in sehr vielen unterschiedlichen Größen", erklärt sie. "Unser Dienstleister fertigt dann ganz individuelle Hüllen aus verschiedenen Materialien."
Anja Hartung springt heute nur mal kurz in die Buchhandlung. Sie ist auf dem Weg zum Kaffeetrinken mit einer Freundin und hat sich als Mitbringsel ein Kerzenset ausgesucht, das sie sich als Geschenk verpacken lässt. Die Kundin kennt die Buchhandlung schon seit vielen Jahren und ist seit einem Umzug nun häufiger in der Filiale in Lauf anzutreffen. "Es gefällt mir, dass es hier christliche Produkte gibt, und die Atmosphäre ist toll", sagt sie. Den regen Austausch mit der Kundschaft schätzen Monika Groher und ihre Kollegin Judith Penner, die in der Alpha schon ihre Ausbildung gemacht hat. "Ich mag auch unsere Gemeinschaft hier", sagt Penner. "Und dass wir Gott dabei haben. Das spürt man."
Mit seiner Lage am Nürnberger Kornmarkt fügt sich die Alpha-Buchhandlung in ein breiteres christliches Angebot ein. In den warmen Monaten soll die Außenbestuhlung des Café Kostbar vom CVJM, das direkt nebenan liegt, bis vor das Schaufenster der Buchhandlung reichen. An den Verkaufsraum schließt sich außerdem das Gebetshaus Nürnberg an. In dem hell gestalteten Raum finden regelmäßig Gebetszeiten statt. Kundinnen und Kunden der Buchhandlung können dort während der offenen Zeiten eine kleine Auszeit nehmen oder mit anderen Menschen über ihren Glauben ins Gespräch kommen.
"Wir haben schon ganz viele Reaktionen bekommen in den letzten Wochen", erzählt Schönhoff. "Die Menschen sind wirklich besorgt." Sie ist dankbar für die Unterstützung der treuen Kundschaft und wünscht sich, dass das besondere Konzept der christlichen Buchhandlung in Nürnberg, Lauf und Puschendorf erhalten bleibt. "In allem, was wir hier tun, steckt Hoffnung", sagt sie.