Ostern ist für das Oberhaupt der katholischen Kirche - abgesehen von päpstlichen Reisen - wohl die anstrengendste und arbeitsreichste Zeit im Jahr. Seit der Entlassung von Papst Franziskus aus dem Gemelli-Krankenhaus in Rom am 23. März wird darüber spekuliert, ob und in welcher Form der 88-Jährige an den diesjährigen Osterfeierlichkeiten überhaupt teilnehmen wird.
Normalerweise stehen auf dem Terminkalender des Papstes in diesen Tagen neben den vielen Messen unter anderem die rituelle Fußwaschung an Gründonnerstag, der Kreuzweg am Kolosseum an Karfreitag und der Höhepunkt am Ostersonntag: Die Osteransprache gefolgt vom Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis).
Doch wie schon in den vergangenen Wochen schwebt auch über dem Beginn der Karwoche die Frage: Wie geht es dem Papst? Der Vatikan hält sich mit Ankündigungen von Papst-Auftritten und Prognosen weiterhin zurück. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni sagte am Freitag, das müsse von Tag zu Tag entschieden werden. Es hänge von vielem ab, "auch vom Wetter." Klar ist bisher nur: Die Messe zum Palmsonntag wird stellvertretend von Kardinal Leonardo Sandri gefeiert. Kein Kommentar dazu, ob Papst Franziskus anwesend sein wird.
Die letzten Tage aber zeigen: Den Papst scheint es nach der Zeit der Isolation in die Öffentlichkeit zu drängen. Am Sonntag vor zwei Wochen überraschte er die Gläubigen und die Weltpresse, als er sich zu seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Entlassung auf dem Petersplatz zeigte. "Schönen Sonntag euch allen und vielen Dank", sagte er am Ende der Messe zum Jubiläum für die Kranken und das medizinische Personal, zu dem rund 20.000 Gläubige auf den Platz vor dem Petersdom gekommen waren. Der Auftritt im Rollstuhl dauerte keine zehn Minuten.
Papst empfing britisches Königspaar
Am Mittwoch folgte die nächste Überraschung: Nachdem der Staatsbesuch des britischen Königspaars Charles und Camilla im Vatikan mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Papstes abgesagt worden war, erreichte die Vatikan-Journalisten am Abend die Nachricht: Der Papst hatte Charles und Camilla am Nachmittag doch privat empfangen. Er habe ihnen zum Hochzeitstag gratuliert.
Am Donnerstag dann zeigte sich Franziskus gegen Mittag erneut ohne eine vorherige Ankündigung im Petersdom. "Er war zuvor im Rollstuhl spazieren und entschied dann, zum Gebet noch in die Basilika zu gehen", erklärte Bruni am Freitag. Bevor er zurück in seine Wohnung gebracht wurde, begrüßte Franziskus die Menschen, die zeitgleich mit ihm im Petersdom waren, wie auf Internet-Videos zu sehen ist. Einem Kind reichte er die Hand.
Zwei Monate vollständige Schonung haben die Ärzte dem Kirchenoberhaupt verordnet. Fünf Wochen war Franziskus im Krankenhaus, so lange wie noch nie in seinem zwölfjährigen Pontifikat. Schon vor seiner Einlieferung Mitte Februar hatte der Papst mit einem schweren Atemwegsinfekt zu kämpfen. In der Klinik wurde er dann unter anderem wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt und erlitt zwei schwere Atemnotfälle, die laut den Ärzten lebensbedrohlich waren.
Die Auftritte der vergangenen Tage zeigten auch, dass sich der Gesundheitszustand des Papstes weiter verbessere, sagte Bruni am Freitag. Franziskus käme immer längere Zeit ohne die Zugabe von Sauerstoff durch die Nasenkanüle aus, erklärte er weiter. Seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wird Franziskus in seiner Wohnung im Gästehaus des Vatikans Santa Marta ärztlich betreut, erhält dort seine medikamentöse Behandlung sowie Physiotherapie für die Atmung und die Motorik.
Franziskus habe ihm versprochen, sich an die Empfehlungen zu halten, sagte der Leiter des Ärzteteams, Sergio Alfieri, in einem Interview. "Aber er ist der Papst, und wir können ihm keine Vorschriften machen."