Edda Schooff lächelt, als sie ihre Gehhilfe durch die Menschenmenge schiebt. Heute ist ein großer Tag für die 70-Jährige. Gemeinsam mit Kollegen eröffnet sie ein Café, mitten in der Hamburger Innenstadt. Der Kuchen ist selbstgemacht. "Die Apfelstücke schneiden wir ganz klein, damit man einen schönen Apfelkuchen draus backen kann", sagt sie. Ein wenig aufgeregt ist Edda schon. "Am meisten freue ich mich auf den Spruch, den ich nachher aufsage", erzählt sie, denn sie darf die Gäste offiziell im neuen Café Petrikirche willkommen heißen.
Der Arbeitsplatz von Edda und den anderen ist alles andere als alltäglich. Hohe gewölbte Decken, bunte Bleiglasfenster. Das Café ist in einer Seitenkapelle der Hauptkirche St. Petri entstanden, keine 200 Meter vom Hamburger Rathaus entfernt. Hauptpastor Jens-Martin Kruse freut sich auf das neue Angebot: "Ich glaube man merkt ganz schnell, dass das ein sehr gastfreundlicher Ort ist und es kommt überhaupt nicht darauf an, wo jemand herkommt oder was er kann, sondern Menschen begegnen sich. Ich finde, das ist ein großartiges Projekt."
Gemeinsam mit ihren Kollegen Madelaine, Rolf, Martina und Thomas ist Edda für alle Aufgaben zuständig, die täglich anfallen. Sie bedienen Gäste, nehmen Bestellungen auf und servieren. Das Besondere: Edda und die anderen haben körperliche und geistige Behinderungen. Das inklusive Café ist für sie ein Ort, um sich auszuprobieren und zu lernen. "Es geht um den Kontakt mit anderen Menschen, das Freundlichsein und zwar immer, auch wenn man mal schlechte Laune hat. Das wird eine Herausforderung", sagt Isa Vogel, die Projektleiterin der neuen Tagesförderung.
Entstanden ist das Café als Zusammenarbeit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf und der Hamburger Hauptkirche St. Petri. "Der große Wunsch ist, dass die Akzeptanz für unsere Klienten einfach größer wird. Und dass sie zeigen können, dass sie etwas wert sind und etwas leisten können", erklärt Vogel. Ihre Klienten sollen nicht am Rand der Gesellschaft stehen, "sondern mittendrin".
Gut eine halbe Million Menschen besuchen die Kirche im Jahr, viele davon Touristen. Das Café bietet direkten Zugang zum Aussichtsturm von St. Petri. Vier Mitarbeitende mit Behinderungen teilen sich die Aufgaben. Unterstützt werden sie von zwei Fachkräften. Neben Getränken und Kuchen können Gäste auch handgemachte Produkte aus Tagesförderungen und Behindertenwerkstätten kaufen.
"Unsere Klienten waren in die Planung des Projekts eingebunden. Wir wollen Inklusion spürbar machen", sagt Projektleiterin Isa Vogel. Klienten, so nennt sie die betreuten Menschen. Die Einrichtung des Cafés soll sich in den kommenden Monaten noch verändern. Die Betreiber setzen dabei auf Spenden und kreative Ideen. Künstlerinnen und Künstler mit Behinderungen arbeiten aktuell an großen Bildern, die demnächst im neuen Café Petrikirche zu sehen sein werden.