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Leben mit Beeinträchtigungen
Liebe und Sex bei Behinderung
chrismon: Frau Brodt, welchen Vorurteilen begegnen Sie in Ihrer Arbeit beim Thema Liebe und Behinderung?
Lotta Brodt: Es gibt das Vorurteil, dass Menschen mit geistiger Behinderung, wir sagen mit Lernschwierigkeiten, viel offener über das Thema Sexualität sprechen, viel direkter sind. Das kann ich nur teilweise bestätigen. Es gibt aber auch genug, für die das Thema schambehaftet ist. Außerdem habe ich oft mit zwei sehr gegensätzlichen Mythen zu tun. Der eine ist, dass sie gänzlich triebgesteuert seien und ihre Sexualität nicht kontrollieren könnten. Auf der anderen Seite wird ihnen Sexualität ganz abgesprochen und sie werden als "ewige Kinder" ohne Sexualität gesehen. Beides ist falsch. Die Sexualität von Menschen mit Lernschwierigkeiten ist genauso vielfältig wie die Menschen selbst. Die Mythen sind oft ein Zeichen mangelnder Aufklärung.
Sie stellen oftmals sehr früh Fragen wie "Willst du meine Freundin sein?" oder "Willst du mich heiraten?". Woran liegt das?