Christiane Tietz ins Amt eingeführt

Die neue Kirchenpräsitentin Christiane Tietz erteilt am Sonntag (26. Januar) in der Lutherkirche Wiesbaden den Segen
epd-bild/Thomas Lohnes
Die neue Kirchenpräsitentin Christiane Tietz (57) erteilt am Sonntag (26. Januar) in der Lutherkirche Wiesbaden den Segen in einem feierlichen Gottesdienst zum Amtswechsel.
Neue Kirchenpräsidentin der EKHN
Christiane Tietz ins Amt eingeführt
Erstmals hat eine Frau das Spitzenamt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau inne: Christiane Tietz wurde am Sonntag als Kirchenpräsidentin eingeführt. Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs nannte sie eine "hoffnungsvolle Realistin".

Christiane Tietz (57) ist am Sonntag feierlich zur Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ernannt worden. Die in Frankfurt gebürtige Theologin wurde in einem Festgottesdienst in der Lutherkirche Wiesbaden in ihr Amt eingeführt. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, leitete die Einführung im Beisein von mehr als 700 Gästen. Tietz tritt ihr Amt am 1. Februar an.

Die EKD-Ratsvorsitzende lobte Tietz als eine kluge und scharfsinnige Theologin, die es liebe zu predigen und die eine theologisch tiefgründige Denkerin sei. Sie werde die anstehenden Veränderungen mit Mut voranbringen, sagte Fehrs: "Christiane Tietz strahlt dabei als 'hoffnungsvolle Realistin' so viel Herzlichkeit und Zuversicht aus, dass es den Menschen - auch inmitten allen Irrsins dieser Tage, all der Ohnmacht, die uns ergreift - Kraft geben wird und Orientierung." Tietz war bis zu ihrem Amtsantritt Professorin für Systematische Theologie in Zürich.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagte mit Blick auf große gesellschaftliche Herausforderungen: "Gerade in einer solchen Zeit ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam für Toleranz, Respekt und Dialog eintreten." Die Kirchen seien wertvolle Partner, die Brücken bauten und den interkulturellen Dialog förderten.

"Sprachlosigkeit gefährlich und schadet der Religion"

Im Gottesdienst entpflichtete die EKD-Ratsvorsitzende den in den Ruhestand eingetretenen früheren Kirchenpräsidenten Volker Jung (65) von seinem Amt, das er 16 Jahre lang ausgeübt hatte. Fehrs dankte Jung für seine "tief gegründete Menschenfreundlichkeit" und seinen Einsatz für das Kirchenasyl und die "kompromisslose Aufarbeitung von sexueller Gewalt". Jung sei "einer, der friedlich streiten kann und stets in der Lage ist, die Hand zu reichen". Der zu Tränen gerührte Volker Jung wünschte seiner Nachfolgerin viel Freude in ihrem Amt.

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Die neue Kirchenpräsidentin warb in der Predigt dafür, sich nicht vor Gesprächen über Religion und Politik zu scheuen. Sprachlosigkeit sei gefährlich für die Politik und schade der Religion, sagte sie. Der Apostel Paulus hingegen habe offen über seinen Glauben gesprochen, denn er habe entdeckt: "Gott ist mir freundlich zugewandt, er hat mich ins Herz geschlossen. Egal was passiert, Gott ist mir nah." Diese gute Nachricht habe Paulus' Sicht über andere Menschen verändert: "Gott ist ja allen Menschen freundlich zugewandt." Auch sie wolle davon erzählen, wie die gute Nachricht sie trage, sagte Tietz.

Der Glaube helfe auch, in Gesprächen über Politik weiterzukommen, fuhr die 57-Jährige fort. Wenn es gelinge, dem Gegenüber freundlich zugewandt zu bleiben, höre dieser wieder zu. "Vielleicht erzähle ich dann dem Onkel, was seine politische Sicht bei mir an Ängsten auslöst. Und vielleicht erzählt der Onkel mir dann von seinen Ängsten." Auch für Gespräche über politisch umstrittene Themen solle die Kirche ein Ort sein: "Wir wollen dazu beitragen, dass wir in der Gesellschaft uns zugewandt bleiben in der Haltung: Ich nehme dich als Mensch wahr, mit deinen Hoffnungen, Ängsten und Sorgen."

Grußworte hielten außer Rhein auch der katholische Limburger Bischof Georg Bätzing und die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann. Weitere leitende Geistliche aus evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern nahmen an der Feier teil. Auch Gäste aus Partnerkirchen in Italien, Indien, Tansania und den USA waren geladen.