Inwieweit Rechtsextreme aus dem amerikanischen Wahlkampf Aufwind verspürten, sei schwer einzuschätzen. Sie würden die Wahl Trumps als Erfolg des Nationalchauvinismus und Sieg der Weißen interpretieren. Das habe Vorbildfunktion und werde in Netzwerken im Internet als Bestätigung der Ideologie geteilt, sagte Zick.
In Deutschland seien auch in der gesellschaftlichen Mitte rechtsextreme Orientierungen und eine Akzeptanz politischer Gewalt angestiegen, erklärte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Daran könne der "Trumpismus" in Europa anknüpfen. "Der Trumpismus ist eine politische Kommunikationskultur, die auch hier einzieht und die real auf Wahlveranstaltungen, Plakaten und in Debatten zu beobachten ist", sagte Zick.
Es reiche, anderen übertriebenen Moralismus vorzuhalten, Lügengeschichten von Minderheiten in die Welt zu setzen sowie soziale Medien mit Horrorgeschichten zu befeuern, um Bürger in Wut und auf Distanz zur Demokratie zu bringen. "All das läuft ja seit Jahren", erklärte Zick. Die Frage sei, ob die Demokratie gut genug vorbereitet sei, mit der Ungewissheit populistischer und radikaler Regierungen und Einflussnahmen umzugehen.
Gegen Politik- und Demokratie-Verdrossenheit helfe Hoffnung, die sei jedoch offensichtlich verloren gegangen, bilanzierte der Konfliktforscher. "Es reicht nicht, das Misstrauen zu bejammern", sagte Zick. Viele Bürgerinnen und Bürger hätten ihr Vertrauen abgezogen, das sie in Politik gesetzt hätten. Vielen sei nicht klar, dass autoritäre Regime auf Kontrolle, Sicherheitsüberwachung, Druck und Ausschluss von Vielfalt der Meinungen setzen.