Es werde "erbärmlich geknickert und gemickert", schrieb die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in einer Kolumne für das evangelische Monatsmagazin "chrismon", in der sie die Frage aufwarf, warum der Wille fehle, "Kinder materiell so auszustatten, dass sie genug haben". Diakonie-Präsident Ulrich Lilie kritisierte Äußerungen von Bundesfinanzminister Christian Lindner. Der FDP-Vorsitzende lehnt zusätzliche Mittel für die Kindergrundsicherung ab.
Mit Blick auf die Äußerung Lindners, dass Kinderarmut oft in der Arbeitslosigkeit der Eltern begründet sei, sagte Lilie dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND, Mittwoch): "Das geht schon in Richtung Fake News." Tatsächlich hätten viele dieser Eltern Jobs im Niedriglohnsektor. Sie benötigten Sozialhilfe, um überhaupt über die Runden zu kommen. "Kinder haben durch die Armut ihrer Eltern oft keine Möglichkeit, an sozialen oder kulturellen Angeboten teilzuhaben", sagte Lilie. Je höher die Belastung der Eltern, desto höher müsse auch die Förderung sein, forderte der Präsident des evangelischen Wohlfahrtverbands.
Kurschus schrieb in ihrem Beitrag, auch Kinder ohne Geldsorgen stünden unter Druck. "Breit und breiter macht sich die Auffassung: Wir müssen unsere Kinder 'fit machen für die Zukunft'". Dies hieße, etwas passend machen. "Die Zukunft muss passend werden für die Kinder und also auch für ihre Eltern, im Kleinen wie im Großen", erklärte die westfälische Präses in dem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag.
Die Kindergrundsicherung soll ab 2025 ausgezahlt werden und bisherige Familienleistungen wie Kindergeld, Kinderzuschlag und Unterstützungen für Bildung und Teilhabe bündeln. Zugleich sollen Zugangshürden für Familien abgebaut werden. Umstritten ist in der Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP, ob mit der Kindergrundsicherung auch eine Erhöhung der Leistungen einhergehen soll. Bundesfinanzminister Lindner lehnt das mit Verweis auf eine angespannte Haushaltslage und andere Prioritätensetzungen ab.