Es galt zu konkretisieren, wie Kirche 2030 aussehe könne, angesichts rückläufiger Kirchensteuereinnahmen, weniger Personal und weniger Kirchenmitgliedern. Seit 2017 tüftelt die Kirche hierfür auf allen Ebenen an ihrem PuK-Prozess. In Tutzing einigten sich Landessynode, Landessynodalausschuss, Landeskirchenrat und Landesbischof auf fünf Themenfelder, die zuerst angegangen werden sollen.
Dazu gehört die digitale Kommunikation, beschrieb Preidel. Technische Möglichkeiten wie der Kontakt via Email oder App müssten stärker genutzt werden, sagte Bedford-Strohm: "Wir möchten uns melden können und ausstrahlen, dass wir auch interessiert sind zu erfahren, was die Menschen von uns wollen". Via App sollten die Menschen schnell das kirchliche Angebot finden, das sie suchen. "Wir bieten viel, aber das muss digital besser gefunden werden", sagte Preidel. Vorbei sei dagegen, dass jede Ortsgemeinde alles biete - diese Kleinteiligkeit passe nicht mehr in die Zeit. Kirchliche Heimat sei nicht mehr zwangsweise an eine stationäre Gemeinde gebunden. Stattdessen setze man auf Netzwerke, regionale Kooperationen und multiprofessionelle Teams.
Hierfür müssten die Regionen mit mehr Freiheiten gestärkt werden, lautet das zweite Themenfeld; etwa in der Entscheidung, welche Stellen sie wo und wie einsetzen. Drittens brauche es eine Personalpolitik, die ermögliche, dass kirchliche und nichtkirchliche Berufe gemeinsam Aufgaben erfüllen, um Seelsorgern Freiraum für ihre Kernaufgaben zu geben. Es brauche eine Aufwertung des Ehrenamts - ihm komme künftig eine noch bedeutendere Rolle zu, sagte Preidel: Diese müsse aber auch mit Schulungen und mehr Entscheidungskompetenz begleitet werden.
Viertens brauche es Rahmenbedingungen, damit sich Spiritualität als Kern kirchlicher Identität entfalten kann. Kirche und Diakonie hätten viele wichtige Botschaften, sagte der Bischof: "Es gibt so viele Bereiche, in denen die Menschen Orientierung brauchen". Hier in die Menschheit hineinzuwirken, bleibe auch in Zukunft zentral. Schließlich brauche es einen Wandel der Leitungsstrukturen, um schnellere dezentrale Entscheidungen zu ermöglichen.
Gespart werden soll unter anderem im Gebäudebereich: Viele kirchliche Immobilien würden künftig verkauft, vermietet oder gemeinsam mit anderen genutzt, sagte Bedford-Strohm. Auch Synergien zu schaffen und Einrichtungen zusammenzulegen wie beim Evangelischen Campus Nürnberg, sei ein Spar-Weg. "Wir haben uns bewusst sehr früh auf diesen Weg gemacht", betonte der Bischof. Auch sei in den Jahren mit guten Kirchensteuereinnahmen viel gespart worden, um vorzusorgen. So hoffe man inhaltlich orientiert entscheiden zu können und sich "nicht bewusstlos sparen" zu müssen.
Kommunikation, Spiritualität, Seelsorge, Diakonie, Bildung, Nachhaltigkeit - all das und mehr werde es auch in der "Kirche 2030" geben. Jedoch müsse geprüft werden, wie sich die Bereiche so effektiv wie möglich aufstellen ließen. Es werde weniger Strukturen geben und mehr Ausprobieren und Risiken eingehen, sagte Bedford-Strohm: "Und ja, wir werden weniger sein, aber wir werden nicht weniger Ausstrahlung haben - ich hoffe sogar noch mehr." Das Behäbige müsse weg, überwiegen sollten Kreativität, Innovation und Lebensfreude.