Es hänge nun viel davon ab, "ob die ukrainische Armee die ersten Stunden und Tage durchhält" und es ihr gelinge, ernsthaften Widerstand gegen die russischen Truppen zu leisten, sagte der Wissenschaftler vom Zentrum für internationale Friedenseinsätze am Donnerstag in Köln im WDR-Radio. Auch für eine so hochgerüstete Armee wie die russische sei es schwierig, ein so großes Land wie die Ukraine "dauerhaft zu okkupieren".
Ziel der in der Nacht zum Donnerstag gestarteten Angriffe sei es, Panik unter der ukrainischen Bevölkerung zu säen, die Menschen zu demoralisieren und die gesamte Ukraine oder Teile des Landes zu destabilisieren. Dazu seien zunächst "gezielte Schläge" auf die militärische Infrastruktur wie Flughäfen im gesamten Land ausgeführt worden, erklärte Jilge. Es handle sich um einen "umfassenden Angriff" Russlands auf die Ukraine.
Als Reaktion auf die weitere Eskalation des Konfliktes seien nun "starke Sanktionen" der internationalen Gemeinschaft gegenüber Russland und eine schnelle Hilfe für die Ukraine notwendig, erklärte Jilge. Dazu gehöre unter anderem die Unterstützung der Ukraine mit zivilen Einsatzgeräten wie etwa Bulldozern oder Behelfsbrücken, um die zerstörte Infrastruktur wiederaufzubauen. Es gehe darum, über Länder wie Polen Nachschubwege für zivile Güter zu organisieren.
Bei der Frage möglicher Waffenlieferungen sollte eine "koordinierte Politik" zwischen den USA und der EU stattfinden, sagte der Experte. Jede Nation solle das für die Ukraine machen, was sie am besten könne. "Was auf keinen Fall notwendig ist, ist eine irgendeine offene Diskussion über den inneren Seelenzustand einzelner Staaten wegen der Waffenlieferung - das hilft nur Putin", sagte Jilge mit Blick auf die deutsche Weigerung, Waffen in die Ukraine zu liefern.