Zwar sei die diesjährige Spendenaktion gut angelaufen, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Aber wir kennen diese Situation ja nicht, wir kennen nicht ein zweites Pandemiejahr, keiner von uns weiß, wo es hingehen wird." Die Kollekten der Weihnachtsgottesdienste in evangelischen Kirchen gehen traditionell an Projekte von "Brot für die Welt". Die Spendenaktion der Organisation stellt in diesem Jahr das Thema Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt und begann wie jedes Jahr am ersten Advent.
Im vergangenen Jahr seien zwar die Einnahmen aus den Kollekten sehr zurückgegangen, die Spenden über andere Kanäle aber gestiegen, sagte Pruin. Auch in diesem Jahr sei ein Impuls spürbar gewesen, nachdem die Weihnachtsgalas begonnen hatten und der Fernsehgottesdienst zur Eröffnung der Aktion gelaufen war. "Bisher sind die Spenden auf einem guten Niveau, gleichzeitig steht ja wieder die Frage im Raum, wie die Weihnachtsgottesdienste stattfinden werden", sagte Pruin. "Das macht mir große Sorgen." Spenden und Kollekten tragen mehr als ein Fünftel der Einnahmen von "Brot für die Welt" bei, die Kollekten aus der Weihnachtzeit machen davon einen erheblichen Anteil aus.
Trotz des Spardrucks kirchlicher Institutionen sieht Pruin keinen der derzeitigen Arbeitsbereiche als verzichtbar, die "Brot für die Welt" als Hungerbekämpfung, Klimagerechtigkeit, Stärkung der Zivilgesellschaft und Friedensarbeit, Frauenrechte sowie faire Digitalisierung definiert. "Wenn die Mittel weniger werden, wird man in den Bereichen schauen müssen, gibt es Dinge, die wir noch verändern, wo wir Mittel anders einsetzen können?" Wenn weniger Geld da sei, könne man weniger machen. Einer Studie von 2019 zufolge könnte sich die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche bis 2060 halbieren, was entsprechende Auswirkungen auf die Steuereinnahmen hätte.
"Brot für die Welt" soll nach dem Willen Pruins jedoch ein Teil dessen sein, was Menschen für Kirche begeistert. Oft seien die Menschen in Kontakt mit Kirche, wo Kirche sich für andere einsetze. "Unsere Spenderinnen und Spender sind nicht alle kirchlich", betont sie. "In diesem Sinne hat 'Brot für die Welt' eine Scharnierfunktion, und das würde ich gerne stark machen." Man könne den Trend zwar nicht umkehren. "Aber wir können sagen, lasst uns nicht dastehen wie das Kaninchen vor der Schlange, sondern sehen, was wir dazu beitragen können, dass Menschen weiter starke Berührungspunkte finden."