Viele Menschen seien erschöpft und gereizt, beschrieb Kuschnerus die Situation und ergänzte mit Blick auf die kirchlichen Amtshandlungen: "Wir haben mehr Trauerfeiern als Taufen." Die Kirche, selbst verwundet in dieser Lage, habe den Auftrag, in einer verwundeten Gesellschaft mit Gottes Hilfe aktiv zu werden. "Wir sind nicht allein, wir sind gesendet und gesegnet", betonte Kuschnerus.
Kirchenpräsidentin Edda Bosse appellierte an alle Menschen, die sich gegen Corona impfen lassen könnten, dies aber noch nicht getan haben: "Lassen Sie sich impfen, auch, um andere Menschen zu schützen. Und bitte nehmen Sie auch die Auffrischungsimpfung in Anspruch." Zu den Gottesdiensten der Landeskirche sagte Bosse, ein Besuch sei unter den 3G-Regeln möglich.
Eigentlich sollte das Parlament der bremischen Kirche über zwei Tage auf dem Messegelände der Hansestadt zu seiner Herbsttagung zusammenkommen - erstmals wieder seit November 2019 in Präsenz. Angesichts des exponentiellen Anstiegs der Corona-Infektionszahlen hat die Synode aber beschlossen, ihre Sitzung auf einen Tag zu verkürzen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Haushalt der Kirche für 2022 und die Debatte über eine neue Kirchenverfassung.
Finanzlage noch stabil
Mit einem Griff in die Rücklage hat die Bremische Evangelische Kirche ihren mehrteiligen Haushalt für das kommende Jahr aufgestellt, den die Synode der Kirche am Mittwoch im Verlauf ihrer Herbsttagung einstimmig verabschiedet hat. Das Volumen für 2022 beträgt knapp 122 Millionen Euro und übersteigt den Etat im laufenden Jahr um etwa drei Millionen Euro. Um den Haushalt auszugleichen, seien 2,8 Millionen Euro aus den Rücklagen eingeplant, sagte Schatzmeister Oliver Gampper vor knapp 110 Delegierten, die in Präsenz im Bremer Messezentrum zusammen kamen.
Nachdem die Kirchensteuereinnahmen der Bremer im ersten Corona-Jahr 2020 um 9,5 Prozent eingebrochen waren, registrierte der kirchliche Finanzexperte schon für das laufende Jahr eine Entspannung. Die Einnahmen lägen "auf Plan", für das kommende Jahr werde mit einer Bruttokirchensteuer in Höhe von 62,5 Millionen Euro und damit um einen halben Prozent höher geplant.
Wie lange allerdings die derzeit stabile Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen anhalte, könne nach gegenwärtigem Stand nicht vorhergesehen werden, räumte Gampper ein. Sicher erscheine, dass nach den vorliegenden Mitglieder- und Finanzprognosen das Aufkommen in den kommenden zwei bis fünf Jahren entsprechend der Gemeindegliederentwicklung "nicht unerheblich" rückläufig sein werde. Ein weiteres Risiko erwachse aus zunehmenden Pensionsrückstellungen, die in Millionenhöhe geschultert werden müssten.
Rücklagen schmelzen
Um die Rücklagen, die laut Gampper Ende 2020 noch knapp 62 Millionen Euro betrugen, zukünftig nicht weiter drastisch abschmelzen zu müssen, hat die Synode im Frühjahr mittelfristige Kürzungen beschlossen. Demnach sollen die Aufwendungen im Haushalt im Vergleich zu 2019 bis 2025 um ein Fünftel und bis 2030 um weitere zehn Prozent gekürzt werden. Um den Prozess zu gestalten, hat die Synode eine Koordinierungsgruppe eingesetzt.
Die wichtigste Einnahmequelle im Kita-Haushalt der Kirche sind auch im kommenden Jahr öffentliche Gelder der senatorischen Behörde zur Finanzierung der Tagesstätten, die mit 55 Millionen Euro veranschlagt sind. Die Kirche selbst steuert einen Eigenanteil von rund sechs Millionen Euro bei.
Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören 61 Gemeinden mit rund 170.000 Mitgliedern.