"Ich übernehme als leitender Geistlicher die Verantwortung für das Unrecht, das Sie, die Sie Ihr Leid öffentlich gemacht haben, und unzählige andere Kinder und Jugendliche in der Vergangenheit durch Mitarbeitende dieser Kirche erlitten haben", sagte er am Donnerstag vor der digital tagenden evangelischen Landessynode in Hannover.
"Und ich bitte um Entschuldigung für die Verletzungen, die wir Ihnen als Institution Kirche zugefügt haben. Unsere Kirche hat hier große Fehler gemacht“, sagte Meister. Die Landeskirche habe Schuld auf sich geladen. "Die tiefe, lebenslange Verwundung, die durch Menschen aus der Kirche anderen zugefügt worden ist, kann nicht wieder gut gemacht werden. Diese Verwundungen lehren uns, unsere Geschichte neu anzuschauen, sie neu zu schreiben und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.“
Zuvor hatte der Ausschuss für kirchliche Mitarbeit vor dem Kirchenparlament über die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland berichtet.
Rund 120 Missbrauchsfälle bekannt
Der Landesbischof sagte, zum größten Teil lägen die Ereignisse lange zurück. Täter und Täterinnen seien verstorben oder nicht mehr im Dienst. Dass die Taten überhaupt bekannt wurden, gehe vor allem auf die Initiative Betroffener zurück. Er erinnerte daran, dass die Landeskirche gemeinsam mit dem Diakonischen Werk sich 2009 öffentlich zu Missbrauchsfällen in diakonischen Einrichtungen erklärt habe. Mit einer Ansprechstelle für Betroffene und der Einrichtung einer Unabhängigen Kommission seien seitdem Strukturen geschaffen worden, um weiter zu helfen.
In der hannoverschen Landeskirche sind nach Angaben von Oberlandeskirchenrat Rainer Mainusch seit 1945 rund 120 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen bekannt. Die meisten ereigneten sich in der Nachkriegszeit in Erziehungsheimen der Diakonie. Doch auch Pastoren, Diakone, Erzieher und Musiker aus Kirchengemeinden gehörten zu den Tätern.
Zuletzt hatte eine frühere Konfirmandin vor fast einem Jahr den Missbrauch durch einen Pastor im Kirchenkreis Hittfeld in den 1980er und 90er Jahren bekannt gemacht und damit die noch laufende Aufarbeitung angestoßen. In dem Fall des mittlerweile verstorbenen Pastors hätten sich inzwischen weitere Betroffene gemeldet, sagte Mainusch.