In ihren Grußworten bezogen sich sowohl Kerstin Heinemann, die stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Filmkommission für Deutschland, als auch Johann Hinrich Claussen, der Kulturbeauftragte der EKD, auf die umstrittene Pressekonferenz von Tilda Swinton.
Die Schauspielerin hatte einen Tag, nachdem sie mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden war, ihre große Sympathie für die Bewegung Boycott, Divestments and Sanctions (BDS) bekundet. Die BDS-Bewegung wird in Deutschland als antisemitisch eingestuft. Claussen hinterfragte, warum Tilda Swinton nach dem Skandal während der Preisverleihung bei der letzten Berlinale, als Israel auf der Bühne "Apartheid" vorgeworfen wurde, überhaupt zur Verleihung des Ehrenbären eingeladen worden sei.
In einem anschließenden Vortrag unterstrich Lars Henrik Gass, der ehemalige Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und jetzige Gründungsdirektor des Hauses für Film und Medien in Stuttgart, in einem Vortrag und einem anschließenden Gespräch, dass Kultur insgesamt und auch Filmfestivals einen universalistischen Anspruch hätten und sich nicht instrumentalisieren lassen dürften.
Er setzte das in den Kontext seiner eigenen Erfahrungen in Oberhausen, als er von antiisraelischen Aktivist:innen unter massiven Druck geriet, nachdem er in einem Post dazu aufgerufen hatte, an einer Solidaritätskundgebung für Israel teilzunehmen, als Zeichen gegen die antisemitischen Handlungen in Orten wie Berlin Neukölln nach dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023. Das Festival in Oberhausen wurde deswegen von vielen Filmemacher:innen boykottiert, er selbst wurde bedroht, eine Geste der Solidarität innerhalb seiner Kolleg:innen für ihn oder das Festival gab es nach seiner Auskunft nicht.
Im Anschluss an die Vorträge und das Gespräch wurden die Mitglieder der Internationalen Ökumenischen Jury vorgestellt: Juan Carlos Carrillo Cal y Mayor aus Mexiko, Peter Ciaccio aus Italien, Valerie de Marnhac aus Frankreich, Brigitta Rotach aus der Schweiz, und aus Deutschland Christian Olding und Stefanie Schardien, theologische Direktorin des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) und Medienbeauftragte der EKD.