„Die Entführung von Roman Protassewitsch offenbart die erschreckende Unerbittlichkeit, mit der das Regime all diejenigen verfolgt, die sich in Belarus für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einsetzen“, sagte die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber am 25. Mai laut einer Mitteilung. Mit der eklatant gegen jedes Recht verstoßenden Verschleppung sende Machthaber Alexander Lukaschenko jetzt das Signal, dass niemand, der sich gegen das Regime stelle, sicher sei - auch nicht im Ausland.
Der Exil-Oppositionelle war am Pfingstsonntag auf dem Flughafen der belarussischen Hauptstadt Minsk festgenommen worden. Die dortigen Behörden hatten das Ryanair-Flugzeug mit dem Journalisten an Bord, das auf dem Weg von Griechenland nach Litauen war, umgeleitet und zur Landung in Minsk gezwungen.
Die Zahl der politischen Gefangenen in Belarus wachse täglich, erklärte Bosse-Huber. Es seien bereits über 400, die wegen ihrer Teilnahme an friedlichen Demonstrationen verfolgt würden. Auch sie müssten freigelassen werden. Die Europäische Union müsse ähnlich gefährdeten Mitgliedern der Freiheitsbewegung Schutz bieten.
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten die Zwangslandung und die Festnahmen verurteilt und die Freilassung des Journalisten und seiner Begleiterin verlangt. Sie brachten bei ihrem Gipfel in Brüssel auch neue Sanktionen gegen Belarus auf den Weg.
Dazu gehört die Sperrung des EU-Luftraums und ein Landeverbot für belarussische Airlines. Zudem sollen weitere Verantwortliche sowie Organisationen aus dem Land mit gezielten Maßnahmen wie dem Einfrieren von Geldern belegt und darüber hinausgehende Wirtschaftssanktionen geprüft werden.
Die EU-Spitzen forderten eine Untersuchung des Vorfalls durch die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation. Airlines aus der EU wurden aufgefordert, Flüge über Belarus zu vermeiden.