Die Hospizkultur lebe davon, die Bewohner zu berühren und in den Arm zu nehmen, sagte die Vorstandsvorsitzende des Hospiz- und Palliativverbands Hessen, Astrid Piesker, dem Evangelischen Pressedienst. Doch die Schutzkleidung und Masken der Mitarbeiterinnen machten dies schwierig. Außerdem leide der Gemeinschaftscharakter stark, da die Bewohner sich nicht mehr treffen dürften, und eine Verbindung nur akustisch durch geöffnete Türen bestehe. Über Tablet-Computer könnten Bewohner an Andachten teilnehmen oder mit Angehörigen sprechen. Hospize dürften Angehörigenbesuche aber individuell regeln.
In Hessen komme die Vorschrift hinzu, dass Neuzugänge zur Infektionsvorbeugung sieben Tage lang im Zimmer von anderen Bewohnern isoliert werden müssten, erklärte Piesker, die auch Abteilungsleiterin Alten- und Gesundheitshilfe des Caritasverbands Hochtaunus ist. Dabei betrage die durchschnittliche Verweildauer bis zum Tod nur sieben bis zehn Tage. In Hessen gibt es 23 stationäre Hospize mit 241 Plätzen, in Rheinland-Pfalz 14 stationäre Hospize mit 121 Plätzen und ein Kinderhospiz.
Mitarbeitende und Spenden fehlen
Der Aufwand für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei in der Corona-Pandemie stark gestiegen, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des Hospiz- und Palliativverbands Rheinland-Pfalz, Uwe Vilz. Sie müssten vor jeder Aufnahme die Schutzmaßnahmen den Angehörigen erklären, die manchmal verständnislos reagierten: "Unser Angehöriger stirbt doch eh bald." Aber es gehe auch um den Schutz der anderen Bewohner und Mitarbeiter. Alle paar Tage müssten die Mitarbeiter und Besucher sich testen lassen und über diese Vorsichtsmaßnahme mit Angehörigen diskutieren.
Einen Personaleinbruch habe es bei der stärker gefragten ambulanten Hospizhilfe gegeben, sagte Piesker. Viele Ehrenamtliche hätten sich dort aus Vorbeugungsgründen fernhalten müssen. "Das war über Monate hinweg schwer." In den stationären Hospizen sei die Mitarbeit der Ehrenamtlichen hingegen weiterhin gesichert. Auch finanziell wirkt sich die Corona-Pandemie belastend auf die Hospize aus. Die Spenden seien seit Ausbruch der Pandemie zurückgegangen, denn viele Benefizveranstaltungen könnten nicht mehr stattfinden. Die Einrichtungen müssen fünf Prozent ihres Budgets durch Spenden decken.
In Hessen wie in Rheinland-Pfalz ist nach Angaben von Piesker und Vilz die Zahl der Anmeldungen in Hospizen beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kurzzeitig zurückgegangen, dann bald aber wieder auf das Normalmaß gestiegen. Die Hospize seien wie üblich voll belegt, es gebe nicht mehr Anfragen als vor der Pandemie. Covid-19-Fälle habe es nur wenige gegeben. Die meisten Kranken seien in den Krankenhäusern oder zu Hause geblieben. Seit Beginn der Impfungen gehörten Hospize zur höchsten Prioritätsstufe. "Wir sind relativ weit mit dem Impfen - das ist ein Lichtblick", sagte Vilz, der auch Geschäftsführer der Mainzer Hospizgesellschaft ist.
Die Gesellschaft sollte an der Abschiedskultur der Hospize festhalten, appellierte Piesker. Für die Angehörigen sei die Trauerarbeit wichtig. "Menschen sollen in ihrem Schmerz nicht alleingelassen sein." Vilz warb darum, während der Pandemie keine Angst vor dem Hospiz zu haben. Angehörige von Sterbenskranken sollten den Kontakt suchen: "Wir können Ihnen weiterhelfen."