Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verabschiedet sich mit den Worten: "Grüßen Sie alle Frauen im Matriarchat." Bei einem virtuellen Dialog zum Thema Pflege hat sie mit der Bewohnerin einer Seniorenresidenz auf der Schwäbischen Alb gesprochen. Diese hatte ihr gesagt: "Ich wohne in einem Matriarchat: die Chefin ist eine Frau, die Stellvertreterin, die Pflegekräfte - und die Bundeskanzlerin auch." Es müsse ja nicht schlecht sein, wenn Frauen etwas zu sagen haben, erwiderte Merkel.
Es war das zweite von vier geplanten Treffen mit Bürgerinnen und Bürgern in der Reihe "Die Bundeskanzlerin im Gespräch", die ganz im Zeichen der Corona-Pandemie stehen und ausschließlich digital stattfinden. Die Seniorin von der Schwäbischen Alb erzählte Merkel, wie beeindruckt sie von der Hilfsbereitschaft der Menschen in der Corona-Pandemie sei. Die Kontaktbeschränkungen im Frühjahr hätten sich allerdings angefühlt wie "Gefängnis ohne Gitter".
Rechtanspruch auf Soziales Jahr
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gesprächs waren von den Wohlfahrtsverbänden ausgewählt worden. Sie hoben den liebevollen Einsatz der Pflegekräfte hervor, wiesen aber auch auf den Personalmangel in dem Bereich hin. Ein Pfleger aus Paderborn sagte, das einstige System von Bundeswehr- und Zivildienst sei "gar nicht verkehrt" gewesen, weil über den Weg viele Leute für Pflegeberufe gewonnen werden konnten.
Merkel sagte in dem Zusammenhang, sie könne sich einen Rechtsanspruch für junge Bürger auf ein Freiwilliges Soziales Jahr vorstellen, um mehr Nachwuchs für die Pflege zu gewinnen. Wer es machen wolle, solle es auch machen können, sagte sie. Außerdem müsse die Bezahlung in der Pflege besser werden, und es brauche verlässliche Arbeitsbedingungen. Die Arbeit pflegende Angehöriger müsse ebenfalls stärker gewürdigt werden.
Merkel hat bereits mehrmals versichert, dass sie Menschen, die gepflegt werden müssen, sowie ihren Angehörigen und den Pflegekräften besondere Aufmerksamkeit in der Pandemie schenken will. Sie drückte im Gespräch ihre Wertschätzung für die Betroffenen aus, die sie zum Dialog eingeladen habe, damit "Sie eine Stimme haben". Merkel rief die jüngeren Menschen in Deutschland auf, in der Pandemie ein Herz für die zu haben, die das aufgebaut hätten, was sie heute genießen könnten - "dass wir in einem ganz guten Land leben". Auf Facebook schauten dem Dialog anfangs mehr als 2000 Menschen zu.
Nach dem aktuellen Dialog soll es noch Gespräche zu den Themen Polizeidienst und Studium geben. Der Auftakt war vor einer Woche und hatte die Ausbildung zum Thema.