"Tröstende und aufbauende Worte waren noch nie so wichtig wie in Zeiten dieser Kontaktarmut, deshalb ist es einen Versuch wert, mal wieder die Bibel zu lesen." Die Kirche müsse in dieser Situation Orientierung geben, trösten und aufbauen, betonte Bedford-Strohm. Zu den ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie für die evangelische Kirche sagte er: "Die Kirchensteuereinnahmen sind dramatisch gesunken." Der Rückgang werde im laufenden Jahr coronabedingt zwischen acht und elf Prozent liegen. Das entspricht rund 500 Millionen Euro.
Die Kirchensteuer sei extrem wichtig für Verkündigung und Gemeindearbeit ebenso wie für diakonische Aufgaben und humanitäre Projekte, betonte der Ratsvorsitzende. Etwa zehn Millionen Menschen erhielten von der Diakonie Betreuung, Beratung, Pflege oder medizinische Versorgung. Glücklicherweise habe die EKD 2017 einen Reformprozess angeschoben, als klar gewesen sei, dass ein massiver Mitgliederschwund durch Kirchenaustritte und demografische Entwicklungen drohe.
Laut einer Prognose aus dem Jahr 2019 werden katholische und evangelische Kirchen bis 2060 etwa die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Trotz dieser Entwicklung werde die Stimme der Kirchen weiter gehört, unterstrich der bayerische Landesbischof. Auch mit weniger Mitgliedern "können wir große Strahlkraft entwickeln", sagte er.
Zugleich betonte Bedford-Strohm, die Kirche müsse "flexibler und agiler werden, mehr wie ein Netzwerk, nicht wie eine staatsanaloge Behörde": "Wir müssen offen und milieuübergreifend auf Menschen zugehen, vor allem auf die jungen. Sie sollten bei uns eine Heimat finden und aktiv in den Gremien mitbestimmen."