Mehr als 1.000 Geistliche und Rabbiner forderten in einem Aufruf, die Regierung müsse "freie und faire Wahlen gewährleisten". Politiker müssten für einen "friedlichen Machtwechsel" eintreten oder die Fortdauer der gegenwärtigen Regierung.
Präsident Donald Trump hat vor "Wahlbetrug" gewarnt und offen gelassen, ob er eine Niederlage akzeptieren würde. Bürgerrechtsgruppen warnten vor Diskriminierung bei der Stimmenauszählung.
Zu den Unterzeichnern des Appells der Kirchenvertreter gehörten der Präsident des Nationalen Verbandes der Evangelikalen, Walter Kim, die Präsidentin des Auburn Seminary in New York, Katharine Henderson, die Religionswissenschaftlerin Anthea Butler sowie der CEO des Verbandes Anti-Diffamierungs-Liga, Jonathan Greenberg.
Die anglikanische Episkopalkirche hat Laien und Pastoren einen Vorbereitungskurs für einen Einsatz als "beruhigende und liebende Präsenz" in Wahllokalen angeboten. Im umkämpften Bundesstaat Georgia hat der Bürgerverband "New Georgia Project" Geistliche auf die Arbeit als Seelsorger in Wahllokalen vorbereitet. Projektmitarbeiter Billy Honor sagte im Informationsdienst Religion News Service, Geistliche könnten Menschen in Warteschlangen zur Seite stehen und aufpassen, dass niemand eingeschüchtert wird.
Zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet
Wählen sei "ein Recht und eine Pflicht", erklärte die leitende Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, Elizabeth Eaton, am Mittwoch (Ortszeit). Die Wahlen von 2020 beunruhigten viele Menschen. Man befürchte Wählerunterdrückung, verspätete Ergebnisse und Unruhen oder Gewalt, sagte Eaton.
Kirchen und gemeinnützige Organisationen sind in den USA zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet. Laut einer neuen Erhebung des evangelikalen Instituts LiveWay Research hat sich nur ein Prozent protestantischer Pastoren bei einem Gottesdienst für einen Kandidaten ausgesprochen. Allerdings seien 32 Prozent "außerhalb ihrer Kirchenfunktion" für einen Kandidaten eingetreten. 2016 hätten nur 22 Prozent einen Kandidaten unterstützt.
Gläubigen keine Wahlvorschriften machen
Die römisch-katholischen Bischöfe schrieben in einer Erklärung zur Wahl, sie wollten Gläubigen keine Wahlvorschriften machen. Manche Haltungen seien jedoch "an sich böse" und müssten grundsätzlich abgelehnt werden. Dazu zählten Abtreibung und Euthanasie.
Der demokratische Herausforderer Joe Biden kann offenbar auf afroamerikanische Kirchenmitglieder zählen. Der Bischofsrat der schwarzen African Methodist Episcopal Church teilte mit, er wolle mit seinen Gemeinden und Mitgliedern eineinhalb Millionen Wähler mobilisieren.
Mehr als 70 Millionen US-Bürgerinnen und Bürger haben ihre Stimme bereits per Post oder bei in zahlreichen Staaten erlaubten Vorwahlen abgegeben. Der letzte Wahltag ist der 3. November. 2016 haben 138 Millionen US-Amerikaner an der Wahl teilgenommen.