TV-Tipp: "Ein Bamberg-Krimi: Antoniusfeuer"

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Dienstag, 18. März, RTL, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Ein Bamberg-Krimi: Antoniusfeuer"
Der Schluss ist zwar etwas unglaubwürdig. Dennoch ist auch dieser Bamberg-Krimi insgesamt eine packende Geschichte mit vielen Überraschungen und einem überzeugenden Ensemble rund um den skurrilen Ermittler Behringer.

"Mutterkorn" hört sich harmlos an, und auch "Antoniusfeuer" klingt eher nach einem kirchlichen Brauch, bei dem Gläubige zu Ehren des Heiligen Antonius ein paar freudige Flammen lodern lassen. Mit einem heiligen Brand, lateinisch lgnis sacer, hat das Ereignis in der Tat zu tun, doch von Freude kann keine Rede sein.

Im Mittelalter war das Antoniusfeuer, ausgelöst durch mit dem Mutterkornpilz vergiftetes Getreide, ähnlich gefürchtet wie die Pest. Die Betroffenen durchlitten Höllenqualen, weil beim "Mutterkornbrand" Finger und Zehen abstarben. Als Konrad Behringer an einer Wand die blutrote Botschaft "Das Antoniusfeuer brennt!!" liest, ahnt er, dass seiner Heimatstadt Ungemach droht.

Die beiden ersten "Bamberg-Krimis" mit Antoine Monot als kauzigem Kommissar und Cosima Henman als pfiffige Kollegin Ela Jenning waren ein Versprechen, das RTL nun mit zwei weiteren Filmen einlöst. Das Drehbuch zu "Antoniusfeuer" stammt erneut von Produzentin Berit Walch, die es von Anfang an vermieden hat, Wohl und Wehe der Geschichten allein mit der Hauptfigur zu verknüpfen.

Behringers Gebaren, das Ela zum Auftakt an den neurotischen Privatdetektiv Monk aus der gleichnamigen US-Serie erinnert hatte, wirkt mittlerweile nicht mehr ganz so seltsam, selbst wenn er nach wie vor gewisse Eigenarten hat; aber vielleicht ist das auch bloß ein Gewöhnungseffekt. Davon abgesehen sind sowohl Behringer und Ela wie auch Monot und Henman nach wie vor ein sehr amüsantes Gespann.

Trotzdem ist "Antoniusfeuer" ein ernstzunehmender Krimi, selbst wenn die junge Kommissarin dank ihrer kecken Kommentare die witzigsten Dialogzeilen hat und auch ihr Umgang mit dem gleichermaßen verliebten wie schreckhaften Kollegen Oscar (Oskar Keymer) für einige heitere Momente sorgt. Henman ist zudem nach wie vor für die Action-Elemente zuständig: Auch diesmal muss sie bei einer Verfolgungsjagd in die Regnitz springen.

Der Krimi wäre allerdings auch ohne diese Zutaten sehenswert. Er beginnt mit einem Abstieg in die Unterwelt: Eine alte Frau hat "schreckliche Schreie" am Fluss gehört; sie ist überzeugt, dass das "Stollengespenst" wieder zugeschlagen hat. Unter dem alten Stadtkern gibt es ein Tunnelsystem, hier haben die Menschen früher ihre Lebensmittel aufbewahrt. Eine Craftbeer-Brauerei nutzt das Gewölbe als Lagerstätte, was gegen Ende noch eine wichtige Rolle spielen wird.

Der WaPo-Kollege (Eric Klotzsch), der den Kommissar in die Katakomben begleitet, hält die Geschichten vom Stollengespenst für Ammenmärchen, zumal hier unten bloß ein Obdachloser haust; bis Behringer die Antonius-Inschrift entdeckt. Er notiert sich das Menetekel rasch auf einer Bananenschale, dann muss er los: Im Biergarten seiner Schwester (Jessica Ginkel) hat Ludwig Kronau aus heiterem Himmel einem Mann eine Bierflasche an den Kopf gehauen; anschließend ist er geflohen. Später findet Ela seine Leiche mit gebrochenem Genick im Stollen.

"Das Böse ist unter uns", wird der stumme Obdachlose (Pit Bukowski), ein ehemaliger Professor für Kunst und Geschichte, den die Drogen irgendwann aus der Bahn geworfen haben, nach seiner Verhaftung auf eine Scheibe im Präsidium schreiben, und Behringer ahnt: Das ist nicht bildlich, sondern wörtlich gemeint.

Walch hat die diversen Zutaten, zu denen neben einer erblichen Rot-Grün-Schwäche sowie Anleihen am dritten "Bridget Jones"-Film auch noch wichtige Figuren wie ein Dackel und ein Lippenleser gehören, mit mutmaßlich großer Freude am Detail zu einer fesselnden Krimistory verwoben, die immer wieder für Überraschungen sorgt. Sehenswert ist der Krimi nicht zuletzt wegen des Ensembles. Maria Ehrich spielt die Witwe jenes Mannes, der erst zum Mörder und dann zum Opfer wurde, obwohl er "der friedfertigste Mensch der Welt" gewesen sei.

Auch Kronau senior (Thomas Sarbacher), der Malzkönig der Gegend, versichert, sein Sohn habe nicht mal einer Fliege was zuleide tun können. Warum der junge Mann bei seiner Geburtstagsfeier ausgerechnet den Patenonkel seines Babys erschlagen hat, ist ein ebenso großes Rätsel wie die Frage, weshalb ihm postum sämtliche Haare entfernt worden sind; selbst die Wimpern fehlen. Am Ende entpuppt sich eine vermeintlich beiläufig eingestreute Bauernweisheit des alten Kronau als Schlüsselsatz: "Es hängt immer vom Boden ab, ob etwas gedeiht oder verdorrt." Der Schluss dieses durchgehend fesselnden Films ist zwar etwas unglaubwürdig, aber das stört nicht weiter. Regie führte Alexander Costea, der zuletzt fürs ZDF zwei unterhaltsame "Friesland"-Krimis gedreht hat.