Die Menschen dürften sich von dem Virus nicht so in den Bann ziehen lassen, dass ihr Denken und ihre Wünsche aus Angst verformt werden, sagte Schad am Sonntag im Berliner Dom. Mit Besonnenheit solle eine Haltung zwischen Sorglosigkeit auf der einen und Panik auf der anderen Seite eingenommen werden.
Die Menschen machten gegenwärtig die Erfahrung, dass sie neu zueinander fänden, sagte Schad. Menschen sorgten füreinander, die bisher nicht viel miteinander zu tun gehabt hätten. Viele gäben dabei in den Krankenhäusern und Sozialstationen, in den Alten- und Pflegeheimen, in Kindertagesstätten und Familien, in Supermärkten und in der Politik ihr Äußerstes. Gerade in der Zuwendung zu verletzlichem und gefährdetem Leben sei zu spüren, wie heilsam die Kräfte des Beistands und der Hilfe seien. Wenn sich die Gesellschaft diese Empathie bewahre, werde sie mit einem Mehr an Sensibilität und Aufmerksamkeit füreinander aus der Krise herausfinden.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt diene auch als Gegenkraft gegen die, die meinten, die Pandemie sei überstanden und die Abstands- und Hygieneregeln könnten außer Kraft gesetzt werden, sagte Schad. Dass darüber hinaus Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker die Einschränkungen, die gerade bewirkt hätten, dass Deutschland keine überfüllten Krankenstationen hatte, schamlos für ihre Zwecke instrumentalisierten und zu polarisieren versuchten, sei nicht in Ordnung. Dagegen Widerspruch einzulegen und Fake News als das zu bezeichnen, was sie seien, nämlich Lügen, sei auch im Geist Jesu. Denn er habe der Wahrheit zum Recht verholfen, die allein Freiheit schenke.
Der Berliner Dom versteht sich als zentraler Ort der Union Evangelischer Kirchen (UEK), einem Zusammenschluss unierter, reformierter und lutherischer Kirchen. Da die UEK Rechtsnachfolgerin der früheren Preußischen Landeskirche ist, hat sie bis heute aufsichtliche Befugnisse über den Berliner Dom. Schad ist seit 2013 Vorsitzender der Vollkonferenz und des Präsidiums der UEK und damit "Hausherr" der größten Hauptstadt-Kirche.