Angesichts noch immer mangelnder Testkapazitäten in der Altenpflege kritisieren die Diakonie in Niedersachsen und die niedersächsische Pflegekammer die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), für Urlaubs-Rückkehrer aus Risikogebieten kostenfreie Corona-Tests einzuführen. "Es kann nicht sein, dass wir insbesondere in der Pflege um jeden Test ringen müssen, aber Menschen, die sich bewusst in Risikogebiete begeben haben, kostenfrei getestet werden", sagte Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke am Donnerstag in Hannover.
Pflegekammer-Präsidentin Nadya Klarmann betonte: "Für die Kosten sollten die Rückkehrenden aus Risikogebieten selbst aufkommen. Dann wäre vielleicht auch mehr Geld für Tests für medizinisches Personal vorhanden." Um regelmäßige Tests für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen drückten sich die Verantwortlichen aus ihrer Sicht bislang.
Auch laut Diakonie gibt es noch immer keine regelmäßigen und kostenfreien Tests für die Altenheime. Der Diakonie lägen dagegen Informationen vor, dass bei einem ihrer Mitglieder anlässlich der Infizierung einer Mitarbeiterin das Gesundheitsamt nur für knapp 25 Prozent der Mitarbeitenden Tests genehmigt habe. Für die Bewohnerinnen und Bewohner lehnte das Gesundheitsamt demnach die Tests ab. Die Kostenübernahme für die zweiten Tests für die zuvor negativ getesteten Mitarbeitenden sei ebenfalls verweigert worden.
Dieses Vorgehen widerspreche zudem der Teststrategie des Landes Niedersachsen, mahnte Lenke. Laut dieser müssten enge Kontaktpersonen von positiv Getesteten unabhängig von Symptomen getestet werden. Im Falle eines positiven Tests in einer Pflegeeinrichtung sei das gesamte Personal unverzüglich zu testen.
Pflegebedürftige am schwersten betroffen
Klarmann sagte, grundsätzlich könnten Beschäftigte in Pflegeheimen und Pflegediensten bereits getestet werden, auch wenn sie keine Symptome aufwiesen. Den Weg dafür habe Ende Mai eine von Bundesgesundheitsminister Spahn vorgestellte Testverordnung freigemacht. Bis heute sei jedoch noch nichts passiert.
Ausbrüche von Covid-19 in Alten- und Pflegeheimen seien besonders verheerend, warnte die Kammerpräsidentin. Eine Studie der Universität Bremen habe gezeigt, dass Pflegebedürftige am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen sind. 60 Prozent der Verstorbenen seien Menschen, die in Pflegeheimen oder von Pflegediensten betreut würden.