Es sollte eine grundsätzliche Freigabe in der Verantwortung der Träger geben, sagte Markus Dröge, der frühere Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Er äußerte sich bei einer Online-Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Kirche und Diakonie zum Thema "Grundrechte, Kritik und Solidarität in Zeiten von Corona".
Ähnlich wie bei der Freigabe der Gottesdienste, als die Kirchengemeinden vor Ort angepasste Lösungen zur Einhaltung der Hygienestandards entwickelt hatten, müsse es auch im Kita-Bereich sein, so Dröge. So sollten die verschiedenen Träger vor Ort entscheiden, in welchem Umfang sie unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen eine möglichst weitgehende Öffnung umsetzen können. "Ich halte es für einen Grundzug unserer freiheitlichen Gesellschaft, dass nicht einfach dekretiert wird", sondern es auch die individuelle Verantwortung gebe, betonte der Altbischof.
Durch die Corona-Krise seien Problemfelder sichtbar geworden, die schon immer da waren, "nun aber existenziell werden für die Betroffenen", sagte der Theologe weiter. Künftig seien größere Verteilungskämpfe zu befürchten. Nach der Corona-Krise werde ein neues Bewusstsein dafür gebraucht, "dass Gemeinwohl und gesellschaftliche Solidarität ein hohes Gut sind". Dröge betonte: "Wir müssen alle lernen, über die eigene Blase hinaus zu denken, zu reden und zu handeln, damit der Zusammenhalt der Gesellschaft erhalten bleibt."