Die westfälische Präses Annette Kurschus hat Verständnis dafür geäußert, dass viele Menschen das gemeinsame Singen im Gottesdienst vermissen. Gemeinsam zu singen, im Chor oder im Gottesdienst, bei Konzerten oder im Stadion, scheine jedoch gefährlich, sagte Kurschus am Mittwoch in ihrer Andacht im WDR-Radio. Mit den Tönen könnten Viren ausgestoßen werden und andere infizieren. "Beinahe zynisch, wie sich die heilsam ansteckende Kraft des gemeinsamen Singens auf einmal in ihr glattes Gegenteil verkehrt", sagte die leitende Theologin der viertgrößten Landeskirche: "Singen könnte im buchstäblichen Sinne anstecken und krank machen."
Zu Pfingsten hätten manche wieder unter freiem Himmel, im Gottesdienst auf der großen Wiese vor der Kirche oder auf der Lichtung im Wald gesungen, sagte Kurschus weiter, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Singen und Beten hingen eng miteinander zusammen. Viele Gebete in der Bibel seien ursprünglich Lieder gewesen. Singen trage den Menschen über sich selbst hinaus. "Ich kann meine Freude und meine Traurigkeit in die Töne legen, meine Sehnsucht und meine Hoffnung", sagte die leitende Theologin. "Gott gebe, dass wir bald wieder gefahrlos miteinander singen können", erklärte die 57-jährige Theologin. "Bis dahin wird er selbst uns vertreten."